Ein Kind der 1970er Jahre

07. Positive Psychologie

Ähnlich wie die meisten Fachrichtungen der Medizin hat sich auch die Klinische Psychologie lange Zeit praktisch ausschließlich mit der Analyse und Behandlung von psychischen Störungen beschäftigt. Erst in den 1970er Jahren begann sich die Psychologie mit dem Glücksbegriff auseinanderzusetzen und mit den Möglichkeiten, die Glücksfähigkeit zu steigern.

Die Positive Psychologie (in Amerika auch "health psychology") sucht seither nach Wegen zum seelischen Wohlbefinden, denn die Ausschaltung von Unglück (etwa bei der Behandlung psychischer Störungen) führt nicht automatisch zu Glück.

Der Doyen der Positiven Psychologie, Martin Seligmann, postulierte, dass seelisches Wohlbefinden aktiv angestrebt werden muss: "Es geht nicht mehr nur darum, Schäden zu begrenzen - und von minus acht auf minus zwei der Befindlichkeitsskala zu kommen - sondern wie wir uns von plus zwei auf plus fünf verbessern können."

Die "Gleichungen" des Glücks
Die positive Psychologie hat einige Konzepte dazu entwickelt, wie etwa den "Ziel-Erreichtes-Ansatz" von Thomsen, der "Glück" in einer einfachen Formel erfasst:

Fakten (was uns das Leben gibt) / Erwartungen = Zufriedenheit (Glück)

Man maximiert laut dieser einfachen, mathematischen Formel das Glück durch Herabsetzung der Erwartungen (Ansprüche). Gelingt es zusätzlich, die Fakten, die die subjektive Wahrnehmung aus der Realität filtert, möglichst positiv zu gestalten, steigt das persönliche Glücksempfinden.

Wie Handeln Glück beeinflusst
Handlungstheoretische Glückskonzepte wiederum untersuchen die Beziehung zwischen Glück und Aktion. Der handlungsbezogene Ansatz entspricht der Überzeugung, dass die Steigerung der Qualität der Erfahrung jedem zugänglich ist. Glück lässt sich demnach vor allem durch Aktivität generieren.

Positive Psychologie darf jedoch nicht mit bloßem "Positivem Denken" verwechselt werden. Das wird etwa am Beispiel des Optimismus deutlich. Nach Seligmann ist die "dynamische Spannung zwischen Optimismus und Pessimismus, die einander fortwährend korrigieren sollen" ein Schutz vor realitätsfremder Blauäugigkeit und verhindert das Unterschätzen von Gefahren. Als gesunde und wünschenswerte Lebenshaltung propagiert die Positive Psychologie demgegenüber die maßvolle Verzerrung der Realität ins Positive, wobei innere Haltung und Realität immer wieder miteinander abgeglichen werden müssen. Um ein Bild der amerikanischen Glücksforscherin Suzan Vaughan zu verwenden: "Mehr Freude am Leben erlebt derjenige, der sich die Illusion einer Insel bewahrt, auf die er zu schwimmen kann. Und wenn er am Ende doch untergeht, so wird er das Meer im Bad der Illusionen umso mehr genossen haben".

Zurück zur Glücksforschung

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien