Zehn Millionen Schilling I: Hildegard Kokarnig

Drei Autoren schreiben eine Kurz-Geschichte...

"Wasser" das einzige wonach ihm verlangte, war Wasser. Unbarmherzig brannte die gleissende Scheibe. Sie schien ihm das Gehirn verätzen zu wollen. Schon tagelang irrte er mit einem begrenzten Vorrat an Nahrung und seiner fast leere Wasserflasche durch diese unerbittliche Stein- und Sandwüste. Er stolperte mehr als dass er ging. Seine Beine wollten ihn nicht mehr aufrecht halten. Er hätte dieses verdammte Angebot nie annehmen sollen. Eine Woche hatte es geheißen, müsse er alleine den Marsch durch das Erg antreten, dann würde dem Gewinner eine hohe Summe winken. Dann wären seine Geldprobleme für immer gelöst.

Zehn Millionen II: Christoph Bruckner

10 Millionen Schilling, dann können mich alle am Arsch lecken. Seit meinem 20. Lebensjahr gingen mir diese Gedanken durch den Kopf. 10 Millionen Schilling, dann muss ich nicht mehr arbeiten, muss mir von niemandem mehr Vorschriften machen lassen, muss nicht mehr pünktlich sein, muss mich nicht mehr von irgendwelchen inkompetenten Wichtigtuern maßregeln lassen. Ich gebe es ja zu. Ich bin kein einfacher Mensch. Vor allem kann ich nicht den Mund halten. Das hat mich schon viele Jobs gekostet. Abgesehen davon, mit normaler Arbeit kann man niemals 10 Millionen Schilling verdienen. Seit Jahren warte ich auf die Gelegenheit. 10 Millionen Schilling. Einmal durch die Wüste, dann könnten mich alle am Arsch lecken.

Zehn Milionen III: Therese Preisack

Du hättest das Angebot niemals annehmen sollen. Ich sage Dir das als Freund. Nun liegst Du in der Intensivstation. Deine Probleme sind größer denn je. Hast Du aus der ganzen Geschichte wenigstens etwas gelernt? Hörst Du mich noch ...?

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Das Schloss an der Eisenstraße