Kritiker von Emmy Werners Inszenierung enttäuscht

Volkstheater: Mäßiger Erfolg mit Bahrs "Konzert"

"Das Konzert": Kritikerstimmen

Ovationen bekamen am Premieren-Abend nur Andrea Jonasson und ein paar andere Darsteller wie André Pohl und vor allem Erni Mangold. Für die Regisseurin Emmy Werner gab es nicht mehr als freundlichen Applaus. Kritiker hatten einiges einzuwenden.

"Es ist sehr dick aufgetragen und die Figuren kommen einem oft dümmer vor, als man sie heutzutage gewohnt ist", so Wolfgang Huber-Lang von der "Austria Presse Agentur". Wolfgang Kralicek ("Falter"): "Es ist kein sehr großer Anspruch in der Aufführung. Es wird leichte Unterhaltung geboten, über weite Strecken ziemlich boulevardesk."

"Das Konzert" ist eine Gesellschaftskomödie um männliche Doppelmoral und duldende Ehefrauen mit vielen einprägsamen Pointen.

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Inszenierung nicht konsequent

Emmy Werner wollte das Stück aus dem beginnenden 20. Jahrhundert ganz ins Jetzt verlegen. Das wird allerdings nicht konsequent durchgehalten. Die Figuren tragen zwar heutige Kleidung, sprechen und bewegen sich aber nicht wie heutige Menschen: "Es ist nur äußerlich modern, aber es ist eigentlich ziemlich altmodisch", befindet Wolfgang Kralicek.

Am stimmigsten erschienen noch die Szenen mit dem bäuerlichen Ehepaar Pollinger (Heinz Petters und Erni Mangold).

Emanzipatorisches Ende

Als am Schluss der Klavierprofessor immer noch nichts dazugelernt hat, sieht laut Stück die Gattin weiterhin nobel über seine "Pantscherl" hinweg. Emmy Werner hat ein anderes, emanzipatorisches Ende inszeniert. Andrea Jonasson geht mit gepacktem Koffer wütend und traurig ab. Ehe kaputt.

Die Rezensentin des "profil", Karin Cerny, findet den Schluss in Relation zum sonstigen Inszenierungsstil aufgesetzt: "Vorher hatte man Boulevard, dann gibt es das traufgeklappte Ende, dass sie wie 'Nora' das Haus verlässt. Der Abend spiegelt die Probleme, die Emmy Werner und das Haus und ihre Intendanz hat: Dass sie mit einem Anspruch der Moderne antritt, den aber nicht einlöst - oder nur sehr halbherzig."

Wer sich selbst ein Urteil bilden will, hat dazu in diesem Monat noch sieben Mal Gelegenheit.

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Tipp
Volkstheater Wien
Hermann Bahr: "Das Konzert". Inszenierung: Emmy Werner, Bühne und Kostüme: Andrea Bernd, Lichtdesign: Hans Egger. Mit u. a. Andrea Jonasson/Marie, Wolfgang Hübsch/Gustav Heink, Julia Cencig/Delfine, Andre Pohl/Dr. Franz Jura, Erni Mangold/Frau Pollinger und Heinz Petters/Pollinger.
Folgevorstellungen am 9., 13., 16., 21. - 23. und 26. Jänner, jeweils 19:30 Uhr.

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Hermann Bahr - Lexikon Literatur in der Wiener Moderne