"Geschichten über Ehe und Sex"

"Laut der Weltgesundheitsorganisation denkt eine Frau im Durchschnitt dreißig Mal am Tag an Sex; ein Mann, ohne Rücksicht auf das Alter, durchschnittlich alle acht Minuten." Ein Ausschnitt aus Michal Viehweghs "Geschichten von Ehe und Sex", exklusiv

"Laut der Weltgesundheitsorganisation denkt eine Frau im Durchschnitt dreißig Mal am Tag an Sex; ein Mann, ohne Rücksicht auf das Alter, durchschnittlich alle acht Minuten." Ein Ausschnitt aus Michal Viehweghs "Geschichten von Ehe und Sex", exklusiv für oe1.ORF.at, in Kooperation mit dem Verlag Deuticke.

Vier Anmerkungen als Einleitung (die mir diesmal unerläßlich erscheinen)

1. Dieses Buch ist in gewisser Form eine Rückkehr zu dem, womit ich einst angefangen habe - nämlich zu den Erzählungen. Es enthält fünf ältere, nur teilweise überarbeitete Erzählungen aus den achtziger Jahren ("Wenigstens eine Medaille", "Die Frage", "Einer der letzten schönen Tage", "Mach doch, was du willst!" und "Eine erfolgreiche Jagd"), die übrigen sechzehn Erzählungen habe ich im Laufe des Jahres 1998 geschrieben. Obwohl es sich also offenkundig um eine Sammlung von einundzwanzig Erzählungen handelt, meine ich trotzdem, daß das vorliegende Buch wieder als Roman zu betrachten ist.

2. Alle Erzählungen sind durch eine Figur namens Oskar lose miteinander verbunden, die bestimmte Ähnlichkeiten mit der Person des Autors dieses Buches aufweist; aus diesem Umstand sollte jedoch auf keinen Fall geschlossen werden, daß es sich um "wahre Begebenheiten" aus dem Leben des Autors handelt (das ist natürlich eine triviale Anmerkung, aber nach wiederholten Erfahrungen mit Schlußfolgerungen dieser Art halte ich es für erforderlich, erneut darauf hinzuweisen).

Was jenes vielleicht nur allzu oft diskutierte Verhältnis zwischen der sogenannten Lebenswahrheit und der sogenannten Fiktion betrifft, so möchte ich es gerne mit einem Zitat aus dem Roman "Music of the Swamp" von Lewis Nordan charakterisieren: "Natürlich sind die Begebenheiten nicht wahr, aber sie gehören schon so lange zu meinem Leben, daß sie über mich gewissermaßen weit mehr aussagen als das meiste von dem, was wirklich passiert ist."

3. Zur allfälligen Frage, aus welchen zweifelhaften Beweggründen ich gerade das Thema Sex gewählt habe, möchte ich zuerst kurz einige Zahlen anführen (Zahlen lügen nicht): Laut der Weltgesundheitsorganisation denkt eine Frau im Durchschnitt dreißig Mal am Tag an Sex, und zwar auch im Klimakterium; ein Mann, ohne Rücksicht auf das Alter, durchschnittlich alle acht Minuten. Laut Untersuchungen tschechischer Sexologen hat ein Tscheche in seinem Leben im Durchschnitt zwölf Intimpartnerinnen; eine Tschechin hat heutzutage bis zu ihrem neunundzwanzigsten Lebensjahr mehr als sechs Sexualpartner.
Vor diesem Hintergrund wage ich nun schon zuzugeben, daß ich das Thema Sex aus mehr oder weniger persönlichen Gründen gewählt habe.

4. Und schließlich noch ein Zitat, zur Abwechslung vom tschechischen Schriftsteller Ludvík Vaculík: "Schreib wenn möglich gut, was du schlecht gemacht hast, und dir wird Ablaß zuteil."
Mit diesem Ablaß ist es, befürchte ich, nicht ganz so sicher, aber ich möchte jenes "was du schlecht gemacht hast" betonen - ich bitte meine geneigten Leser dringlich (und die Leserinnen doppelt), sich diesen selbstkritischen Ton bei der Lektüre so oft wie möglich ins Gedächtnis zu rufen.

Text: Michal Viewegh