Durchdachtes Personalmanagement

04. Strategien für die Zukunft

Ein wichtiger Faktor wird in Zukunft der Personalentwicklung zukommen. Ziel dabei ist es, kontinuierliche Prozesse zu schaffen, um Mitarbeiter entsprechend zu schulen. Abhängig von persönlichen Kenntnissen und Fähigkeiten wird sowohl im Hinblick auf den funktionalen Bedarf (bedingt durch Rahmenbedingungen, strategische Ausrichtung etc.) als auch auf den individuellen Bedarf (persönliche Kenntnisse, Wissen, Kompetenzen etc.) Rücksicht genommen.

Faire Entlohnung
Geld allein macht nicht glücklich. Dieser strapazierte Aphorismus birgt gerade im Gesundheitssystem eine tiefere Wahrheit. Geld hat, Experten zufolge, langfristig wenig Motivationskraft.

Höher bewertet werden Unternehmenskultur, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und Freiräume. Das Durchschnittseinkommen der Beschäftigten im Gesundheitswesen beträgt rund 23.000 Euro pro Jahr. Da es jedoch auch ein Maßstab zur Wertschätzung innerhalb eines Systems ist, sollte Transparenz bei den Löhnen eine der obersten Prämissen sein.

Gesundheitsförderung für die Mitarbeiter
Die Situation der Patienten im Krankenhaus zu verbessern, liegt in der Natur der Sache. Ein WHO-Pilotprojekt "Gesundheit und Krankenhaus" machte den Anfang. Die Situation der Mitarbeiter zu verbessern, war ein weiterer Schritt, der sich aus der Erkenntnis ergab, dass in nur 235 von insgesamt 865 Gesundheitsförderungsprojekten aus 24 Ländern auch die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter fokussiert wurde. (Pelikan u.a., 2003, S. 12). Doch zufriedene Patienten setzen auch zufriedenes Personal voraus.

Eine Market-Studie ("Qualität im österreichischen Gesundheitssystem", Frühjahr 2007) zeigte, dass sich 64 Prozent der Befragten über die Qualitätsunterschiede in Krankenhäusern ärgerten - diese waren stark vom Personal abhängig. Gut ausgebildete, freundliche und umsichtige Mitarbeiter sind 89 Prozent der Befragten wichtig. Daran zeigt sich einmal mehr, dass der Gesundheits- und Pflegebereich eindeutig eine Dienstleistungsbranche ist.

Und dies erklärt auch, warum 60 bis 70 Prozent der Spitalskosten in den Personalbereich fließen (müssen).

Reformieren - Strukturen ändern
Industrialisierung ist für viele Entscheidungsträger angesichts der prekären Finanz- und Personalsituation im Krankenhaus die ultima ratio. Das bedeutet aber auch, dass alte Strukturen erneuert werden müssen. So etwa könnten künftig Behandlungen in Prozesse zerlegt werden. Arbeitsteilung, elektronische Vernetzung und logistische Synergien werden die Themen der Zukunft sein. Prinzipiell ist das österreichische Gesundheitssystem gut - auch wenn es immer wieder reformiert und daran "herumgedoktert" wird. Für effiziente Reformen bedarf es aber auch einer Änderung von Strukturen - die allerdings mit Transparenz durchgeführt werden sollten.

Personalsituation: Neue Berufe
Mit der Veränderung von Strukturen im Gesundheitsbereich entsteht eine Reihe neuer Berufe und Beschäftigungsmodelle. Viele davon gibt es bislang noch gar nicht. Etwa die, dass Allgemein-Mediziner und -Medizinerinnen als Gatekeeper fungieren könnten. Reisener/Dihlmann sehen diese Position als Koordinations- und Gesundheitsdrehscheibe, die Patienten durchgehend betreut.

Ähnliches gilt für so genannte Primary Nurses, also Pflegekräfte in Krankenhäusern, die sich ausschließlich um den Patienten kümmern und diesen von der Aufnahme bis zur Entlassung betreuen. Dieses in den 1970er Jahren an der Universitätsklinik Minneapolis entwickelte Berufsbild schafft klarere Zuständigkeiten und ermöglicht eine durchgehende Pflege des Patienten.

Im Zuge einer wachsenden Professionalisierung wird auch das Berufsbild einer operationstechnischen Assistenten (OTA) reale Gestalt annehmen.

Eine weitere Entwicklung, die die Zukunft mit sich bringen könnte: Entscheidungen werden im kaufmännischen Bereich eines Krankenhauses getroffen, der Arzt führt aus.

Finanzen: Sparen wo's geht?
Der Rechnungshof sagt, dass allein in österreichischen Krankenhäusern neun Milliarden Euro einzusparen sind. Empfohlene Sparmaßnahmen sind u. a. Schließung von Stationen und Spitälern, Spezialisierung von Kliniken, Umbau von Kliniken in Altenbetreuungsstätten u.v.m.

Allerdings schließen Wirtschaftlichkeit und ein soziales System einander nicht aus. Je knapper die Ressourcen, desto umsichtiger muss man mit ihnen umgehen. "Das Überflüssige, das Sinnlose, das Verschwenderische in der Medizin werden wir uns nicht mehr leisten können", sagt der Gesundheitsjournalist Jörg Blech.

Die Ökonomie ist es auch, die die Vorteile der Industrialisierung mit sich bringt. Moderne Managementmethoden brechen beispielsweise auch Hierarchien auf, wodurch sich hoffentlich die Zufriedenheit von Mitarbeitern steigern ließe - mehr Kommunikation und Vernetzung untereinander: all das ließe das Thema Burn-out in den Hintergrund rücken. Dazu allerdings bedarf es eines Umdenkens und eines Bewusstmachens, wo die eigentlichen Schwachstellen liegen.

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