Organische und neurologische Auswirkungen

02. Körperliche Schäden durch Alkohol

Bei einem regelmäßigen und sich über einen langen Zeitraum erstreckenden Alkoholkonsum, der über der Gefährdungsgrenze von 40 bzw. 60 Gramm reinem Alkohol pro Tag liegt, ist damit zu rechnen, dass es mit deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit zu einer ernsten alkoholbedingten Schädigung des Organismus kommt. Diese muss aber nicht notwendigerweise mit einer körperlichen Abhängigkeit einhergehen.
Einerseits ist der Alkohol selbst schädlich, andererseits sind auch die Abbauprodukte des Alkohols wie das Acetaldehyd und das Formaldehyd toxisch für unseren Körper.

Betroffene Organsysteme
Je nach Konsummenge und Dauer des Alkoholmissbrauches tritt eine Schädigung der Leber (Fettleber, Alkoholhepatitis und Leberzirrhose) und damit Störungen ihrer zahlreichen Funktionen auf. Die Folgen sind Blutgerinnungsstörungen mit der Gefahr von lebensbedrohlichen Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Störungen des Hormonhaushalts (Potenzprobleme, Ausbleiben der Regelblutung) und eine Schwächung des Immunsystems.
Darüber hinaus kann es zu wiederholten, sehr schmerzhaften Entzündungen der Bauchspeicheldrüse kommen. Bei einer ganzen Reihe von Krebserkrankungen (Speiseröhre, Magen-Darm-Trakt, Bauchspeicheldrüse, weibliche Brust, Leber) ist Alkohol ein begünstigender Faktor.

Die Beeinflussung des Stoffwechsels
Der Abbau von Alkohol beeinträchtigt den Fettstoffwechsel, was zu erhöhten Blutfettwerten führt. Das wiederum zieht ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nach sich und begünstigt die Entstehung eines Diabetes mellitus des Typs II. Ebenso bedingt der Alkoholabbauprozess eine verstärkte Synthese von Harnsäure, was zu Gicht führen kann.

Beleidigte Leber - Laborwerte
Häufig fallen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung neben den erhöhten Blutfettwerten die erhöhten Leberwerte auf. Dazu zählen GPT, GOT und GGT. Letzteres kann auch erhöht sein, wenn es zu einem Rückstau im Gallengangssystem der Leber kommt.
Um Alkohol als Ursache für erhöhte Leberwerte auszuschließen kann das CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin) bestimmt werden. Dieser neue Laborwert, dessen Bestimmung teuer ist, ist dann erhöht, wenn der Alkoholkonsum 60 Gramm regelmäßig übersteigt. Er ist deshalb auch besonders zur Verlaufskontrolle des Alkoholkonsumverhaltens geeignet.

Andere einschlägige Werte
Ein weiterer Hinweis auf einen Alkoholmissbrauch ist ein verändertes Blutbild. Die roten Blutkörperchen sind besonders groß (erhöhtes MCV) und es droht eine Anämie. Ist der Leberschaden bereits weiter fortgeschritten kommt es zu Veränderungen der Bluteiweiße, der Gerinnungsfaktoren und der so genannten Cholinesterase.

Neurologische Schäden durch Alkohol
Es sind vor allem die erwähnten Abbauprodukte, die die Gehirnsubstanz und die peripheren Nerven schädigen. Die Folgen sind Sensibilitätsstörungen und schmerzhafte Missempfindungen vor allem in den Beinen (Alkoholische Polyneuropathie) und ein allmählicher Abbau der geistigen Fähigkeiten bis hin zur Alkohol-Demenz.

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