Schädelöffnungen schon vor 10.000 Jahren

01. Geschichte der Neurochirurgie

Bereits in der Jungsteinzeit wurden Trepanationen (Schädelöffnungen mit Hilfe eines Bohrers) durchgeführt. In Europa konnten mittlerweile mehr als 450 Trepanationen aus dem Neolithikum an Schädelfunden aus dieser Zeit nachgewiesen werden. Aus alten Papyrusschriften ist auch bekannt, dass spätestens im dritten vorchristlichen Jahrhundert im alten Ägypten Schädel aufgeschnitten wurden. Einige Schädelfunde bestätigen dies.

In Südamerika wurden mehrere Gräber (etwa 2.000 Jahre alt) mit trepanierten Schädeln und chirurgischen Werkzeugen gefunden. Die meisten Schädel wiesen Heilungsprozesse auf. Das deutet darauf hin, dass die Patienten den brutalen Eingriff in vielen Fällen tatsächlich überlebt haben.

Dämonen austreiben
Als Ursache für die Schädeltrepanationen werden zwei Theorien diskutiert: Zum einen sollten damit wohl eingedrungenen Dämonen die Möglichkeit gegeben werden, aus dem Schädel zu entweichen. Die zweite Theorie geht davon aus, dass die Schädel aufgrund unerträglicher Kopfschmerzen geöffnet wurden, tatsächlich also bereits zur Druckentlastung dienen sollten.

Steine entfernen
Im frühen Mittelalter verbot die Kirche Trepanationen an lebenden Menschen, der Eingriff konnte nur noch selten und nur im Geheimen durchgeführt werden. Im 13. Jahrhundert nahmen die Trepanationen wieder zu und erlebten im 16. Jahrhundert eine Hochblüte. Damals setzte man, neben Hammer und Meißel, zunehmend auch Bohrgeräte ein. Nicht nur Ärzte trepanierten in dieser Zeit. Auch Betrüger waren am Werk, die den Patienten gegen Geld angeblich Metalle, Steine oder sogar Tiere aus dem Kopf schneiden wollten. Zu sehen ist dieser Betrug auf einem Gemälde von Hieronymus Bosch mit dem Titel "Die Narrenheilung". Den Höhepunkt erreichten die Schädeltrepanationen im 18. und 19. Jahrhundert.

Pionier der Neurochirurgie
Im 19. Jahrhundert begann sich in Österreich die Neurochirurgie als medizinisches Fach zu etablieren. Einer der Gründerväter der österreichischen Neurochirurg war Anton von Eiselsberg (1860-1939), ein Schüler des berühmten Chirurgen Prof. Dr. Theodor Billroth.

Die Arbeit Eiselsberg, der sich der Chirurgie des Zentralnervensystems verschrieb, legte den Grundstein für den internationalen Stellenwert, den die österreichische Neurochirurgie in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aufwies.

Erste Universitätsklinik
Die erste Universitätsklinik für Neurochirurgie wurde allerdings erst 1964 in Wien gegründet. Der erste Vorstand der Klinik war Prof. Dr. Herbert Kraus. 1971 folgte die Universitätskklinik in Graz; 1972 wurde auch an der Universitätsklinik in Innsbruck eine Abteilung für Neurochirurgie ins Leben gerufen. 1954 wurde die Österreichische Gesellschaft für Neurochirurgie gegründet. Allerdings ist es erst seit 1976 möglich, eine Ausbildung zum Facharzt für Neurochirurgie zu absolvieren.

In Österreich bestehen mittlerweile drei Universitätskliniken für Neurochirurgie: Wien, Graz, Innsbruck, sowie drei Abteilungen in Gemeindespitälern und vier Abteilungen in Landeskrankenhäusern.

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