Wirkstoffe gegen Netzhauterkrankungen

09. Medikamentöse Behandlung

Ähnlich wie im operativen Bereich, ist das Verfahren der Kohärenztomographie für den Einsatz von Medikamenten wichtig. Vor allem wenn es sich um jene innovativen und oft kostspieligen Medikamente handelt, wie etwa Antikörper, die direkt ins Auge gespritzt werden. Auch hier erlaubt die moderne Bildgebung eine zielgenaue Einschätzung, in welchen Fällen der Einsatz eines solchen Arzneimittels besonders zweckmäßig ist oder keinen Effekt haben wird.

Diese speziellen Antikörper werden seit kurzem erfolgreich gegen die schwerste Netzhaut-Erkrankung, die so genannte feuchte AMD eingesetzt. Sie betrifft rund zehn bis 15 Prozent der AMD-Patienten. Bei dieser Therapie werden die Antikörper direkt in das menschliche Auge injiziert, die den krankhaften Gefäßwachstumsfaktor, den Auslöser der Erkrankung, unschädlich machen, sagt Univ.-Prof. Ursula Schmidt-Erfurth. Damit ist es möglich, bei 95 Prozent der Patienten eine Ausheilung der Netzhaut zu erreichen. Bei einem Drittel kann so das Lesevermögen wieder hergestellt werden, das noch vor wenigen Jahren alle Betroffenen unvermeidlich verloren hatten.

Neue Ansätze bei trockener AMD
Auch für die noch weiter verbreitete trockene AMD ist therapeutische Hoffnung in Sicht. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass eine der wesentlichen Grundlagen für die fortschreitende Zerstörung des Sehpigments ein chronischer Entzündungsprozess, verursacht durch eine so genannte Komplement-Aktivierung, ist. Eine Unterbrechung dieser zerstörerischen Prozesse durch hemmende Substanzen kann diesen bisher als unveränderlichen Alterungsprozess angesehenen fortschreitenden Verfall der Sehkraft bei der trockenen AMD möglicherweise unterbrechen.

Die Medikamente haben antientzündliche Wirkung, bzw. können sie oxidative Schädigungen verhindern. Eine weitere Substanz hat protektive Wirkungen auf die Nervenzellen im Auge. Neu ist dabei auch, dass viele der Medikamente in das Auge getropft werden können.

Folgende Strategien sind an der Wiener Universitätsaugenklinik derzeit im Einsatz:

  • Antientzündliche Maßnahmen, z.B. Volon A, Posurdeximplantate
  • Intravitreale Antiangiogenese mit Lucentis, Macugen, Avastin, VEGF-Trap und anderen neuentwickelten Substanzen
  • Prophylaxe der Makuladegeneration, z.B. Retaane, Antioxidantien, Lutein
  • Kombinationstherapie mittels Laser, Photodynamischer Therapie und / oder Medikamentengabe in den Glaskörper
  • Intraoperativer Medikamenteneinsatz

Zurück zu Medizinische Entwicklungen 2009

Die Online-Infomappe der Sendung Radiodoktor - Medizin und Gesundheit ist ein Service von
Österreichische Apothekerkammer
Gesundheitsressort der Stadt Wien