Geschichte und definierte Kriterien
04. Screening
29. September 2010, 00:35
Wilson und Jungner haben bereits in einem WHO-Bericht von 1968 Entscheidungskriterien über die Angemessenheit eines Screening- bzw. Präventionsprogramms definiert.
Kriterien für ein Screening Wilson Jungner
- Die Erkrankung soll ein bedeutsames Gesundheitsproblem sein.
- Die Biologie, der natürliche Verlauf der Erkrankung von der latenten Phase bis zur manifesten Erkrankung, muss weitgehend verstanden sein.
- Die Erkrankung muss eine identifizierbare Frühphase haben.
- Die Behandlung im Frühstadium muss wirksamer sein als im Spätstadium.
- Es muss einen geeigneten Test für die Entdeckung der Frühphase der Erkrankung geben.
- Der Test muss für die Bevölkerung annehmbar sein.
- Die Untersuchungsintervalle des Screening-Tests müssen im vorhinein bekannt sein.
- Einrichtungen (Ressourcen) müssen a priori verfügbar sein, die den erhöhten Versorgungsbedarf, der durch bevölkerungsbasierte Screening-Programme anfällt (wie z.B. definitive diagnostische Untersuchung, Folgebehandlungen), abdecken.
- Das Risiko eines mit den Screening-Maßnahmen assoziierten physischen und psychischen Schadens muss bewiesenermaßen geringer sein als der Nutzen substantieller/moderater Nettonutzen).
- Die Kosten müssen in einem annehmbaren Verhältnis zum Gesundheitsnutzen des Programms stehen.
Den neuen UK-NSC Kriterien können thematisch die originalen Kriterien zugeordnet werden (Schmid & Piribauer 2004).
Neue Kriterien
- Gibt es direkte Beweise, dass Screening Morbidität und/oder Mortalität der Krankheit reduziert? Ist ein RCT vorhanden?
- Welche Prävalenz hat die Krankheit in der Zielgruppe? Kann eine Hochrisiko-Gruppe verlässlich identifiziert werden?
- Kann der Screening-Test die gesuchte Krankheit/Gesundheitsproblem exakt erkennen (Test-Validität)?
- Wie lautet die Sensitivität und Spezifität des Screening-Tests?
- Variieren die Testergebnisse je nach durchführender Person signifikant (i.e. Reliabilität)?
- Können durch das Screening-Programm Patienten früher identifiziert und behandelt werden?
- Reduziert die Behandlung die Inzidenzrate des zwischenzeitlichen Gesundheitsnutzens ("intermediate outcome")?
- Ist die Behandlung unter idealen Bedingungen, wie der klinischen Studie, wirksam?
- Wie verhält sich dazu die Wirksamkeit der Behandlung unter Alltagsbedingungen im Feld ("community settings")?
- Gibt es eine Behandlung für den klinisch diagnostizierten Patienten, welche bewiesenermaßen die Krankheitsprognose verbessert?
- Wie ähnlich ist der klinisch diagnostizierte Fall dem mittels Screening entdeckten Fall?
- Haben Personen, die beim Screening entdeckt werden, einen größeren Gesundheitsnutzen als jene die klinisch diagnostiziert werden (Nutzengewinn durch Frühtherapie)?
- Ist der zwischenzeitliche Gesundheitsnutzen zuverlässig mit der Senkung der Morbidität und/oder Mortalitäts der Zielkrankheit assoziiert (finaler Gesundheitsnutzen)?
- Treten beim Screening unerwünschte Nebenwirkungen auf?
- Ist der Screening-Test für die Zielbevölkerung akzeptierbar?
- Was sind die möglichen Schäden des Screening Tests selbst und wie häufig treten sie auf?
- Hat die Behandlung unerwünschte Nebenwirkungen?
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