Spanische Wurzeln und unabhängige Entwicklung

Sephardisch

Wissen aktuell, Erstaustrahlung 29. August 2008

Als die spanischen Juden - oder Sephardim nach dem hebräischen Wort für Spanien - durch die katholischen Herrscher Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien vertrieben wurden, folgten sie im Wesentlichen drei Routen ins Exil: nach Nordafrika, Richtung Westeuropa und Richtung Osten ins das Osmanische Reich und in den Nahen Osten.

Aufspaltung in zwei Sprachkulturen

Während aber die West-Sephardim weiterhin Kontakt zur spanischen Sprache hatten, riss die Verbindung der Ostsephardim zu Spanien praktisch ab. Ihre Sprache, Sephardisch oder Ladino, wie die Eigenbezeichnung lautet, entwickelte sich unabhängig von Spanien. Viele meinen dennoch, Ladino sei nur ein spanischer Dialekt. Man schätzt, dass heute noch zwischen 60.000 und 160.000 Menschen Ladino sprechen.

Vom Spanischen unterscheidet es sich vor allem in der Aussprache von Wörtern, in Wort-Endungen und vor allem durch Lehnwörter aus anderen Sprachen. Gruppen, die ausschließlich Sephardisch sprechen, sind heute nicht mehr bekannt. Geschrieben wurde Ladino ursprünglich in hebräischer Schrift, heute auch in lateinischer, wobei das Alphabet wahlweise das Spanische, das Französische oder das Türkische ist.

Hör-Tipp
Radio Day of European Cultures, Sonntag, 18. Oktober 2009
Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
"Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens - Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens", Klagenfurt/Celovec

"Wieser Enzyklopädie - Sprachen des europäischen Westens, Bde. I, II", Klagenfurt/Celovec

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