Als kleinste Sprache der Schweiz nur noch Zweitsprache

Rätroromanisch

Wissen aktuell, Erstausstrahlung 21. November 2008

Rätoromanisch ist eine dem Ladinischen und dem Friaulischen verwandte Sprache, die von ca. 60.000 Menschen in Graubünden in der Schweiz gesprochen wird. Seit dem 19. Jahrhundert gilt Rätoromanisch in der Wissenschaft als eigene Sprache. Sie ist ein Rest der Romanisierung des Alpenraumes durch die Römer. Als ab dem 4. Jahrhundert die Alemannen in die römische Provinz Rätien einfallen, beginnt der Kontakt des Landes mit dem germanischen Norden, der fortan die politische Orientierung bestimmen wird. Als 1464 die Stadt Chur abbrennt, verlieren die Rätoromanen ihr sprachliches Zentrum - die Stadt wird von deutschen Handwerkern wieder aufgebaut.

Vom wirtschaftlichen Hindernis zur Nationalsprache

Die rätoromanische Tradition wird immer mündlicher. Obwohl im 18. und 19. Jahrhundert Italienisch, Rätoromanisch und Deutsch in Graubünden als gleichberechtigt gelten, gibt es doch nach 1800 Germanisierungsversuche. Die kleinste Sprache der Schweiz wird als wirtschaftliches Hindernis gesehen. Nach Rettungsversuchen wird Rätoromanisch 1938 als Nationalsprache anerkannt. Obwohl die Zahl der Sprecher zurück geht, gibt es eine moderne rätoromanische Grammatik und vielfältige Literatur.

Hör-Tipp
Radio Day of European Cultures, Sonntag, 18. Oktober 2009
Mehr dazu in oe1.ORF.at

Buch-Tipps
"Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens - Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens", Klagenfurt/Celovec

"Wieser Enzyklopädie - Sprachen des europäischen Westens, Bde. I, II", Klagenfurt/Celovec

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