Geschichten erkennen und erzählen
Günter-Eich-Preis 2009 an Eberhard Petschinka
In einem seit Jahrzehnten andauernden Arbeitsprozess hat Eberhard Petschinka die akustischen Verführungsstrategien unserer Zeit für seine ironisch-bissigen Zwecke nutzbar gemacht. Am 1. Februar erhielt der Autor den Günter-Eich-Preis.
8. April 2017, 21:58
Der von der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig ausgeschriebene Günter-Eich-Preis ging in diesem Jahr an den 1953 geborenen Autor und Hörspielregisseur Eberhard Petschinka. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben und würdigt das Lebenswerk von Autorinnen oder Autoren, die mit ihren Arbeiten die Gattung Hörspiel ideenreich und stetig erweitert haben.
Die öffentliche Preisverleihung fand am 1. Februar 2009 auf dem Mediencampus am Leipziger Poetenweg statt - als Abschlussveranstaltung der jährlichen "Schreibwerkstatt: Radio" für Nachwuchsautoren.
Begründung der Jury
Auch Wut und kritisches Engagement altern. Die literarischen Scharfrichter jeder Epoche müssen ihre eigene Formensprache finden. Dem Hörspielautor und Funkregisseur Eberhard Petschinka ist das auf überzeugende Weise gelungen. In seinen bislang nahezu 30 Hörspielen hat er eine Vielzahl zeitgenössischer Alltagsmythen auf den Prüfstand gestellt. Mit Klangwitz und analytischem Mut werden fragwürdige oder in Ritualen erstarrte Deutungsmuster erforscht und - wenn nötig - zum Einsturz gebracht.
Sowohl als Autor wie als Regisseur versteht er sich als Teamworker, der in den jeweils durchleuchteten Erfahrungsfeldern nach Zeugen oder Fachleuten sucht, die er mit seinem explosiven Spott zur Mittäterschaft anstiftet. In einem seit Jahrzehnten andauernden Arbeitsprozess hat Eberhard Petschinka die akustischen Verführungsstrategien unserer Zeit für seine ironisch-bissigen Zwecke nutzbar gemacht. Ausgezeichnet wird ein Lebenswerk, das nach wie vor für Überraschungen gut ist.
Preisträger Petschinka
Geboren 1953, lebt in Wien. Schriftsteller, Maler, Autor und Regisseur zahlreicher Radiostücke. Sein Hörspiel "Krok" wurde 1995 mit dem Prix Futura ausgezeichnet; "Rafael Sanchez erzählt 'Spiel mir das Lied vom Tod'" (1999) bekam den Hörspielpreis der Kriegsblinden und den Premios Ondas in Barcelona. Für "Splitter" (1999) wurde ihm der Baseler Hörspielpreis zuerkannt. Sein Theaterstück "Blutiger Ernst" wurde 2001 am Burgtheater in Wien uraufgeführt. 2001 Preis der Karl Anton Stiftung für Literatur für "zcirkusDERwünsche" (Prosa).
1999 Hinwendung zum Film ("Casanova Matador") und der Malerei (Einladung zur Biennale Concart 2004 in Bolivien, 2005 zur 4th International Art Biennale SIART, La Paz - Bolivia 2005). Sein Hörspiel "Santo Subito" (MDR/ORF 2007) gewann 2007 den Prix Europa als "Bestes europäisches Hörspiel des Jahres" und 2008 den weltweit angesehensten Hörspielpreis Prix Italia.
Mehr zu Eberhard Petschinka in oe1.ORF.at
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