von Margret Kreidl

Schneewittchen und die Stahlkocher

Margret Kreidl untersucht in ihrem Hörspiel die Stadt Linz auf spielerische Weise, spielt mit Sprache, Themen und Erzählformen. Neben einer Erzählerin sind ein Fremdenführer, Wortspiele beim Hochofenabstich und eine Fahrt in der Grottenbahn zu hören.

Kulturhauptstadt Linz als Puzzlespiel

Margret Kreidl geht es nicht um das Erzählen von linearen Geschichten, sie konzentriert sich in ihren Hörspielarbeiten auf Stimmen und verschiedene Schreib- und Sprechweisen. In "Schneewittchen und die Stahlkocher" hat die Autorin verschiedene Stränge wie die bewusst naiv erzählte Stadtgeschichte einer Märchenerzählerin, den klassischen Fremdenführer oder die Produktpalette der Voest zu einer Geschichte zusammengesetzt. Dieses "Puzzlespiel" wird ergänzt durch Geräusche und O-Töne.

Durch ihre Erfahrungen als Theaterautorin hat Margret Kreidl bestimmte Vorstellungen von Stimmen und akustischem Raum. Oft hat sie für ihre Rollen schon beim Schreiben eine ganz bestimmte Stimmqualität im Kopf und Sprecherinnen vor sich. Das Recherchieren und Anhäufen von viel Material zum Thema gehört für die Autorin immer zu ihrer Arbeit, und so hat sie für "Schneewittchen und die Stahlkocher" auf ein Auftragswerk für das Linzer Theater Phönix zurückgegriffen und dieses Theaterstück mit neuem Material weiterverarbeitet.

So ist ein etwas anderes Stadtporträt entstanden, ein Spiel mit Erzählformen und Sprechrhythmen: Von den bewusst naiv erzählten Stadtgeschichten einer Märchenerzählerin bis zum Wortspiel beim Hochofenabstich, von einem Knödelduell bis zu rassistischen Ausfällen im Wirtshaus, von realistischen Paardialogen bis zu Fremdenführungen laut Tourismuskatalog, vom Garagen-Rap bis zur Porno-Fahrt mit der Grottenbahn - eine Szene, die durch die Tatsache angeregt wurde, dass es in Linz den größten Erotiktempel ganz Europas gibt: Das Sex-o-Drome. Die Europäische Kulturhauptstadt 2009 wird also in ihrer ganzen Bandbreite hörbar.

Zur Autorin

Margret Kreidl, geboren 1964 in Salzburg, lebt seit 1996 als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Theaterstücke, zuletzt "Einmal muss Schluss sein"(Sommertheater Hall in Tirol 2009), Minidramen und Hörspiele (zuletzt "Kinderspiel", ORF 2007 und "Schneewittchen und die Stahlkocher", ORF 2009).

Prosa- und Gedichtveröffentlichungen, u.a. "Laute Paare. Szenen Bilder Listen", mit CD (2002), "Mitten ins Herz" (2005), "Eine Schwalbe falten" (2009), Lautpoesie, Materialtexte, Genretravestien.

Hör-Tipps
Hörspiel-Studio, jeden Dienstag, 21:00 Uhr

Die Hörspiel-Galerie, jeden Samstag, 14:00 Uhr

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