Eine Reise nach Irland

Insel der Sehnsucht

Die Kombination aus weitgehend intakter Natur, vielfältiger Kultur und einer gelassenen Lebensart zieht seit dem 18. Jahrhundert Reisende nach Irland. "Ambiente" nähert sich dieser vielfältigen "Smaragdinsel" im Atlantik an.

Der Name Burren - "Steiniger Ort" - kommt vom irischen "boireann". Der Burren liegt im County Clare im Westen Irlands. Felsen, wilde Blumen und sogenannte "Turloughs", temporäre Seen, prägen diese Landschaft. Hier findet man auch unzählige Dolmen, Ringforts und andere archäologische Stätten.

Über Jahrtausende gepresst
Einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge dorthin bietet das "Burren Centre" in Kilfenora. Aus porösem Kalkstein aus dem Paläozoikum, der über die Jahrtausende zusammengepresst wurde, besteht diese fahlgrau anmutende Landschaft.

Der Meeresspiegel war einst viel höher und das Gestein war von einem warmen Meer bedeckt. So lagerten sich Muscheln, Korallen und abgestorbene Kleinstlebewesen ab. Später hob sich die Erdkruste und Irland tauchte aus dem Meer auf. Die kahlen, zerklüfteten Steinterrassen wurden später über die Jahrtausende von Eiszeitgletschern und Schmelzwasser geformt. Auch einzelne Granit-Findlinge stammen aus dieser Zeit.

Unterirdische Höhlensyteme

Der auf die Felsflächen niedergehende Regen fließt nicht einfach ab, sondern sickert durch das Gestein und wäscht es weiter aus. Auf diese Art haben sich Höhlen und unterirdische Flüsse und Seen gebildet. Man stößt überall auf Quellen und auf plötzliche Bodenvertiefungen, besonders in Tälern nahe dem unterirdischen Wasserspiegel.

Manche der Höhlen sind bereits erforscht, als Ortskundiger sollte man sich jedoch nicht auf Abenteuer einlassen. Immer wieder ereignen sich Unfälle, wenn die poröse Kalkdecke im unterirdischen System einbricht.

Poulnabrone gibt Rätsel auf
Gefahrlos zu besichtigen ist die 1944 entdeckte Ailwee-Höhle auf dem Weg nach Ballyvaughan. An der R476 durch kontrastreiches Land zwischen weißen Kalksteinbergen und sattem Weideland liegen gleich mehrere nationale Denkmäler des County Clare: zwei keltische Ringforts, einige Hügelgräber und der wohlbekannte Poulnabrone Dolmen, ein Steinensemble, das bis heute Rätsel aufgibt.

Dieses aus der Megalithkultur stammende Grabmal wurde sicher Tausende Male gegen die untergehende Sonne fotografiert. 1989 wurde es von Archäologen untersucht, es kamen Knochen von 25 Menschen, Schmuckbeigaben und Töpferwaren zutage, dennoch ist die Bestimmung von Dolmen nicht restlos geklärt. Manche Dolmen haben Forschungen zufolge einen astronomischen Bezug und werden als eine Art Sonnenuhr angesehen, da mit Hilfe einer Öffnung im Deckstein der Stand der Sonne beobachtet werden kann.

Karge Landschaft mit Blütenpracht
Bei bedecktem Himmel wirkt der Burren bleiern und schwer. Dann ist er eine Gegend, die sich nicht leicht erschließt. Scheint die Sonne und fegen große Wolkentürme über das Land, dann verzaubert ein Spiel von Licht und Schatten den Burren in eine kontrastreiche Landschaft mit den unterschiedlichsten Farbtönen. Dann strahlt das Dunkelgelb des Ginsters, die fast kitschig-grünen Grasflecken zwischen den Granitblöcken und das Tiefblau des fünfblättrigen Enzians.

Orchideen, Enzian, gelbblühender Klee, Silberwurz und Heckenrosen – jede Jahreszeit bringt unterschiedliche Blüten hervor. Die verschiedenen Arten von Flechten beweisen die Reinheit der Luft in diesem westlichen Teil der Insel, denn diese empfindlichen Organismen können in einer verschmutzten Umwelt nicht leben.

Im Burren Centre ist man sehr darauf bedacht, das ökologische Gleichgewicht zu bewahren. Immer mehr Menschen fühlen sich von der unberührten Natur angezogen, daher habe man ein ganz gutes System entwickelt, den Andrang auf die "Hot Spots" der Region zu verringern, in dem man die geführten Touren zum Poulnabrone oder zu den Ringforts besser koordiniert.

Touristischer Hot Spot

Von Kilfenora - vom inneren Burren - an die Küste zu einem ganz speziellen touristischen Hot Spot, den es zu erhalten gilt, sind es nicht mehr als zehn Kilometer Luftlinie: die Cliffs of Moher, die auch in dem Film "Ryan's Daughter" höchst fotogen in Szene gesetzt wurden.

Immer mehr Besucher wollen die an der höchsten Stelle 230 Meter hohen Felswände sehen. Pro Jahr sind es inzwischen eine Million Leute – das gibt einen enormen Druck auf das sensible Ökosystem, das weiß man im Informationszentrum "The Atlantic Edge", das direkt bei den Klippen von Moher in den Berg gebaut wurde.

Im Mittelpunkt des unterirdischen Gebäudes befindet sich eine riesige Kuppelhalle mit Bildern, Ausstellungsstücken und Computerschirmen. Die permanente Ausstellung ist den vier Themenbereichen Meer, Fels, Natur und Mensch gewidmet. Mit Hilfe von interaktiven Stationen kann man unterschiedliche Aspekte zu den einzelnen Themen herausarbeiten: zum Beispiel die Entstehung der Cliffs of Moher, den Klimawandel und seine Folgen auf die Westküste oder den Artenreichtum hier brütender Seevögel. Immerhin wurde das Gebiet um die Cliffs of Moher zum Vogelschutzgebiet erklärt. Insgesamt brüten hier neun Arten von Seevögeln, unter anderem Trottellummen, Papageientaucher, Dreizehenmöwen und Eissturmvögel.

Vogelparadies am Rand der Klippen
Im audiovisuellen Theater "The Ledge" wird auf Projektionswänden an der Frontseite, den Seiten und auf dem Boden ein virtuelles Abenteuer gezeigt: Aus der Vogelperspektive kann der Besucher an den Felsen entlang segeln und auf Falken, Eissturmvögel und Papageientaucher treffen, dann taucht er ins Wasser ein, verfolgt einen Lachs durch einen Wald aus Seetang und trifft unterwegs ein Heer von Meereslebewesen.

Schließlich taucht man wieder auf und fliegt an der Klippenwand entlang nach oben, umkreist O'Brien's Turm und landet wieder sicher. Diese virtuelle Darbietung lieben besonders Kinder, aber auch Erwachsene schätzen sie durchaus besonders an Tagen wie diesem, wenn sich die Klippen hartnäckig in Nebelschwaden hüllen.

An solchen Tagen sollte man bei Wanderungen entlang der acht Kilometer langen Klippen eher vorsichtig sein. Die Steinmauer, die erstmals im Jahr 1835 ein englischer Landlord errichten ließ, hat schon ihre Berechtigung, auch wenn sie nicht mehr durchgehend intakt ist. Immer wieder kollabiert das weiche Gestein der Klippen und stürzt in die Tiefe, manchmal auch mit unvorsichtigen Wanderern, die über die Mauer gestiegen sind.

Wenn sich die Nebelschleier dann heben, nehmen die schwarzen, von sanftem Grün überzogenen Felswände Gestalt an. Ein Satz des deutschen Weltreisenden und Schriftsteller Alfred Ernst Johann kommt einem da in den Sinn: "Wo immer ich mich aufhielt in Irland - dies war das Geheimnis seines Zaubers, dass das Land lächelte unter Wolken von Schwermut."

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