Sonderführung durch das Arnulf-Rainer-Museum
Moderne Kunst im Bad
In Baden bei Wien wurde das "Frauenbad" renoviert und dem Maler Arnulf Rainer gewidmet. Ö1 Club-Mitglieder erhielten bei einer exklusiven Führung durch das neue Museum sowohl einen Einblick in die Geschichte des Bades, als auch auf das Frühwerk des Künstlers.
8. April 2017, 21:58
Seit September ist die österreichische Museumslandschaft um ein attraktives Ausstellungshaus reicher: In Baden bei Wien wurde das aus dem 18. Jahrhundert stammende "Frauenbad" aufwendig renoviert und dem österreichischen Maler Arnulf Rainer gewidmet.
Neues aus Altem schaffen
Das Unkonventionelle an dem neuen Museum ist die Integration von moderner Kunst in die klassizistische Architektur des Badehauses. Kleinformatige Arbeiten von Rainer hängen in den ehemaligen Umkleidekabinen und erhalten dadurch einen besonderen Reiz. Noch immer durchzieht ein leichter Schwefelgeruch die Räume, obwohl die unterirdischen Quellen bei der Renovierung versiegelt wurden. So bekommen die Museumsbesucher beim Überqueren der neuen Brücke über die ausgedienten Wasserbecken einen guten Eindruck von der damaligen Nutzung. Und das ist ganz im Sinne von Arnulf Rainer - Neues aus Altem zu schaffen.
Bereits 1977 diente das, damals leer stehende, Frauenbad als Ausstellungsraum für die Werke des Künstlers. Rainer stand am Anfang seiner Kariere und kein Museum in Wien wollte seine Bilder zeigen. Dass er in seinem Geburtsort Baden noch zu seinen Lebzeiten - kurz vor seinem 80. Geburtstag - ein Museum bekommt, sieht er zweischneidig: "Zum Teil ist es so, wie wenn man schon jenseits des Grabes auf seine Vergangenheit schaut, und andererseits ist man als Lebender daran interessiert, wie sich das entwickelt hat, wo die Konstanten im Werk sind."
Raritäten in Kabanen
Der Beginn dieser Entwicklung steht nun bei der ersten Ausstellung im Arnulf-Rainer-Museum im Fokus. Zu sehen sind frühe Arbeiten des Malers, die zwischen den Jahren 1949 und 1961 entstanden sind. Darunter befinden sich erste Fotos, Übermalungen und Raritäten aus dem Privatbesitz Rainers. Großteils werden diese Werke zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, wie beispielsweise die von Mondrian inspirierten, farbigen Flächenstudien, so genannte "Proportionen".
In den alten Kabanen kommen diese Studien eindrucksvoll zur Geltung. Bei der Führung mit der Lebensgefährtin von Rainer, Hannelore Ditz, erfahren die Ö1 Club-Mitglieder auch eine Anekdote dazu: In den 1960er Jahren konnte der Künstler aus Platzgründen nicht alle Werke mit nach Wien nehmen und veranstaltete ein Lagerfeuer, dem viele Bilder und Skulpturen zum Opfer fielen. Heute bereut er diese Aktion, und in Baden sind einige der noch übrig gebliebenen Stücke zu sehen.
Bei dem Schaffensdrang des Malers - er arbeitet seit 35 Jahren täglich in seinem Atelier - wird es noch genug Werke geben, die in "seinem" Museum gezeigt werden können. In Zukunft sind auf den 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche Wechselausstellungen geplant, und dabei die Verbindung zur Gegenwart aufrecht zu erhalten ist sowohl Arnulf Rainer, als auch den Museumsbetreibern des alten Frauenbades ein großes Anliegen.
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Arnulf-Rainer-Museum