Massaker von Katyn

Mehr als 24.000 Menschen ermordet

Die Erinnerung an Katyn ist eine der größten Belastungen für die Beziehungen zwischen Russland und Polen. Im Jahr 1940 wurden auf Befehl Josef Stalins 14.000 polnische Offiziere und 10.000 Intelektuelle massakriert. Unter Putin wurde die strafrechtliche Aufarbeitung des Massakers verhindert.

14.000 Offiziere und 10.000 Intelektuelle ermordet

Im Frühjahr 1940 gibt Josef Stalin und das Politbüro der Sowjetunion den Befehl zur - wie es heißt - Tötung von Nationalisten und konterrevolutionären Aktivisten. Gemeint sind damit 14.000 polnische Offiziere, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, als die sowjetische Armee nach dem Pakt mit Nazi-Deutschland Ost-Polen besetzte hatte, außerdem etwa 10.000 polnische Intellektuelle und Politiker, die vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet worden waren.

Deutsche verwendeten "Katyn" zu Propagandazwecken

Die Erschießungen finden in Waldgebieten bei Katyn in Westrußland, in Charkow in der heutigen Ukraine und an mindestens zwei weiteren Orten statt. 1943 entdecken Soldaten der deutschen Wehrmacht die Massengräber bei Katyn, das Nazi-Regime verwendet das Massaker für antikommunistische Propaganda. Die polnische Exilregierung in London bricht deswegen ihre diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion ab.

Morgenjournal, 07.04.2010

Kalter Krieg: Falsche Darstellung

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges macht die Sowjetunion die Deutschen für die Ermordung der polnischen Offiziere verantwortlich, das neue kommunistische Regime in Polen übernimmt diese Version. Mehrere Polen werden in den 1950ern zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie öffentlich Zweifel an dieser Darstellung der Geschichte äußern.

Gorbatschow erkannte Schuld an

Erst mit dem Fall der Kommunistischen Regime ändert sich die Lage: 1988 dürfen Angehörige der Ermordeten erstmals die Gräber besuchen, 1990 erkennt Michail Gorbatschow die Schuld der Sowjetunion an dem Massaker ein, 1992 übergibt Präsident Boris Jelzin die Akten und Befehle des Politbüros an Polen, die Archive werden geöffnet und Historiker können das Thema untersuchen.

Putin: Keine Strafverfolgung der Verantwortlichen

Doch mit dem neuen Kurs unter Wladimir Putin ändert sich die Lage wieder. Die russische Regierung weigert sich, die Ermordeten als Opfer des stalinistischen Terrors anzuerkennen. Ein Antrag auf Strafverfolgung der noch lebenden Verantwortlichen wird 2004 von der Militärstaatsanwaltschaft abgelehnt, mit dem Verweis dass viele der für das Verfahren notwendigen Dokumente geheim seien. In Charkow in der Ukraine wurde bereits in den 2001 ein Mahnmal für die Ermordeten errichtet.

Unterschiedliche Opferzahlen

Laut offiziellen sowjetischen Angaben sind bei der Durchführung des Befehls des Politbüros 21.857 Menschen getötet worden, laut polnischen Angaben etwa 30.000.