Minister flüchten mit Hubschraubern

Bangkok: Proteste eskalieren

In Thailand eskalieren die Proteste der sogenannten Rothemden gegen die Regierung von Premierminister Ábisith Vejajiva. Nach ersten Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Sicherheitskräften am Wochenende sind hunderte radikale Anhänger der Rothemden heute früh in das Parlamentsgebäude in Bangkok eingedrungen.

Mittagsjournal, 07.04.2010

Oppositionsabgeordnete überredeten Protestierende zu gehen

Es war nur ein kurzes aber stürmisches Zwischenspiel: Angeführt von einem ihrer radikalsten Anführer haben protestierende Rothemden in der Früh mit einem Lastwagen die Absperrung beim Parlament durchbrochen und sind in einen Saal vorgedrungen, wo mehrere Parlamentarier einschließlich des Vize-Premierministers versammelt waren.

Die Sicherheitsbehörden schickten einen Militärhubschrauber aus, mit zahlreichen schwerbewaffneten Soldaten an Bord, um Abgeordnete und Minister aus dem Parlament abzutransportieren. Mehrere wurden ausgeflogen, bis es Oppositionsabgeordeten gelang, die Eindringlinge zur Vernunft zu bringen, die daraufhin abzogen.

Rothemden: Anhänger von Ex-Regierungschef Shinawatra

Über vier Wochen dauert der Protest der Rothemden mittlerweile. Die meisten von ihnen sind Anhänger des vor vier Jahren in einer Korruptionsaffäre vom Militär gestürzten Regierungschefs und Milliardärs Thaksin Shinawatra. Sie verlangen die sofortige Auflösung des Parlaments und Neuwahlen und vor allem den Rücktritt von Premierminister Abistih Vejajaiva, der in ihren Augen illegal, mit Hilfe des Militärs und der einflussreichen Oberschichten an die Macht gekommen ist. Abhisit hat einen Wahltermin zum Jahresende angeboten. Die Anführer der Rothemden verlangen die Parlamentsauflösung sofort.

Bankok: Straßen komplett blockiert

Bis sie ihren Willen bekommen, wollen die Rothemden - die sich "Vereinigte Front für Demokratie gegen Diktatur" nennen - die Straßen Bangkoks nicht mehr frei geben. Um Zusammenstöße zu vermeiden, hat Premier Abhisit den Sicherheitskräften Zurückhaltung verordnet - mit der Folge, dass in den vergangenen Tagen zehntausende Rothemden, in Scharen und Motoradschwärmen die zentralen Geschäft- und Finanzviertel Bangkoks erobert haben. Nun blockieren sie die Straßen, indem sie dort campieren, und das ganze wird mit Kampfparolen, Aktionismus und ländlicher Volksmusik belebt. Das nachträglich erklärte Demonstrationsverbot an elf zentralen Straßen Bangkoks ignorieren die Rothemden.

Zusammenstöße zwischen Rothemden und Polizei

Den Geschäftsleuten und Tourismusunternehmern entgehen Millionen Einnahmen, ihr Unmut über die Zurückhaltung der Regierung ist groß. Gestern gab es erste Rangeleien und gewaltsame Zusammenstöße zwischen Rothemden und den in der ganzen Stadt aufmarschierten Sicherheitskräften. Die Rothemden beschuldigen Provokateure in ihren Reihen.

Ohne Militär und Polizei geht nichts

Thailands Medien fragen heute, ob Premierminister Abhisit das Kräftemessen mit den Rothemden möglicherweise schon verloren hat, und im Begriff ist, die in Thailand entscheidende Unterstützung von Militär und Polizei zu verlieren.

Thailand tief gespalten

Seit dem Sturz von Premierminister Thaksin taumelt Thailand von einer Krise zur nächsten. Das Land ist tief gespalten zwischen Arm und Reich, zwischen den vor allem ländlichen Unterschichten, die EX-Premier Thaksin nach wie vor aus dem Ausland beeinflusst, und den mächtigen bürokratischen Eliten und Oberschichten des Landes.