Tag der Roma und Sinti

Voll auf Bildung setzen

Heute ist internationaler Tag der Roma und Sinti. Mit zehn Millionen Angehörigen stellen sie die größte Minderheit in der EU. In Österreich sind Roma und Sinti seit 1993 eine anerkannte Volksgruppe, die aber, so eine EU Studie, wirtschaftlich und sozial immer noch benachteiligt ist. Viele sind arbeitslos.

Mittagsjournal, 08.04.2010

Konferenzen, Diskussionen

In Cordoba findet eine EU-weite Konferenz zur Situation der Volksgruppe statt, im Wiener Palais Epstein wird diskutiert, "Welche Zukunft Roma in Europa haben". In Österreich sind Roma und Sinti seit 1993 eine anerkannte Volksgruppe, die aber, so eine aktuelle EU Studie, wirtschaftlich und sozial immer noch benachteiligt ist. Viele Roma sind arbeitslos, die Roma müssten erkennen, dass sie Bildung brauchen, sagt heute der österreichische Roma-Vertreter Rudolf Sarközi. Welche Probleme es im Bildungsbereich gibt, wie jungen arbeitslosen Roma und Sinti geholfen wird - Veronika Weidinger hat mit einem Bildungsexperten gesprochen und eine Beratungsstelle für Roma und Sinti in Wien besucht.

Kurse sollen helfen

Auch Roma können etwas erreichen, werden die Jugendlichen motiviert, die sich regelmäßig im großen hellen Kursraum von Thara treffen. Die 15 Burschen und Mädchen bekommen hier Bewerbungstraining, lernen Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten kennen. Gerade hat die Gruppe ein Wiener Hotel besucht, die 16 jährige Olivera erzählt von der Einführungstour.


Auch David nutzt das Angebot der Beratungsstelle für Roma und Sinti - der 17-Jährige hat eine Ausbildung zum Bürokaufmann abgebrochen. Er sagt, die Arbeit habe ihm gefallen, aber die Schule nicht.

Geschichte wirkt nach

Mangelnde Unterstützung vom Elternhaus kann EIN Grund für schulische Probleme der Jugendlichen sein. Thara Mitarbeiterin Gilda Horwath führt das auf die Geschichte der Volksgruppe in Österreich zurück. Holocaust und die Abschiebung in der Elterngeneration in Sonderschulen hätten dazu geführt, dass die Eltern keine Ahnung vom heutigen Bildungssystem hätten.

Vorbilder wären wichtig

30.000 offiziell anerkannte Roma und Sinti leben in Österreich, HEUTE gehen die Kinder in normale Schulen, weiß der Wiener Bildungsexperte Mikael Lucik. Wenig erfasst ist aber die Situation jener Roma, die in den letzten Jahren nach Österreich gekommen sind, etwa aus Ex-Yugoslawien. Viele wurden im Herkunftsland diskriminiert, es mangelt an Sprachkenntnissen. Eine schwierige Situation für Kinder und Jugendliche. Spezielle Lernhilfen können unterstützen, genauso wie Akzeptanz und Respekt vom Lehrpersonal.

Um die eigene Identität anzunehmen, sich nicht zu schämen, wären Vorbilder wichtig - Roma mit Hochschulabschluss, besser Qualifizierte. Mikael Lucik sagt, diese müssten sich aber auch nach Außen als Roma geben, das allerdings geschehe nicht oft.

Trendumkehr in Sicht

Der Wiener Bildungsexperte ortet aber eine Trendumkehr, gerade Jugendliche bekennen sich als Roma oder Sinti, sind stolz darauf. Eine Botschaft, die beim Wiener Projekt Thara im Vordergrund steht, Gilda Horwath. Es gelte das Selbstbewusstsein zu fördern.

Wird das Projekt Thara weiterfinanziert, kann das Angebot für Jugendliche auch nach dem aktuell dritten Jahrgang weiter bestehen.

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