Konferenz zur Rückerstattung von Kunstwerken

Wem gehört die Nofretete?

In Kairo ist eine Konferenz zu Ende gegangen, bei der über die Rückerstattung antiker Kunstschätze beraten wurde. Vertreter aus über 20 Ländern, darunter auch aus Österreich, haben beschlossen, in Zukunft enger und kooperativer zusammen zu arbeiten.

Kulturjournal, 09.04.2010

Jürgen Stryjak

Vertreter von 21 Ländern beraten in Kairo über das Vorgehen bei Rückforderungen antiker Schätze. "Wie müssen miteinander kooperieren, wir brauchen eine Vereinheitlichung zwischen unseren Ländern", sagte der Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung, Sahi Hawass, zum Auftakt am Mittwoch. "Jedes Land kämpft allein, jedes Land leidet allein, speziell Ägypten", sagte er. An der zweitägigen Konferenz nehmen Staaten teil, die wie Ägypten versuchen, in der ganzen Welt verstreute Kulturgüter zurückzubekommen.

Hawass forderte die Delegierten auf, Listen ihrer Kunstschätze zu erstellen, die sich in Museen anderer Länder befänden. Zudem will die Konferenz Empfehlungen für die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und eine Änderung von deren Konvention zur Rückgabe von antiken Objekten erarbeiten.

Programmatisch seine Forderung

"Alle antiken Kunstschätze, die sich außerhalb des Heimatlandes befinden, bleiben dennoch unwiderruflich sein Eigentum. Sie gehören ins Heimatland, deshalb fordern wir ihre Rückkehr", so Hawass, der betonte, dass die Konferenz immerhin die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentiere.

Seit 2002 bemüht sich Ägypten verstärkt um die Rückgabe seiner Kulturgüter, die im Laufe der Jahrhunderte über die ganze Welt verstreut wurden. Unter anderem Großbritannien ist im Besitz einiger der wertvollsten alt-ägyptischen Kunstschätze, darunter der Stein von Rosette, dessen Inschriften bei der Entzifferung der geheimnisvollen ägyptischen Hieroglyphen geholfen hat. Kairo verlangt auch die in Berlin ausgestellte Nofretete zurück. Anfang März hatte Ägypten von Großbritannien eine umfangreiche Sammlung von 25.000 antiken Kulturschätzen zurückerhalten.

Keine einheitliche Linie

Eine Einigung auf eine Liste zu restituierender antiker Schätze konnte man sich in Kairo nicht einigen. Von den insgesamt 25 Staaten hätten nur sieben Kulturschätze benannt, die sie zurück haben wollten. Einer davon ist Ägypten und die Nofretete steht an der Spitze von insgesamt sechs Kunstschätzen, deren Rückgabe verlangt wird. Mit welchen Konsequenzen die Verweigerung der Herausgabe sanktioniert werden solle, wollte Hawass bei der Abschlusspressekonferenz nicht verraten, aber: "Wir sind jetzt nicht mehr allein, wir sind 25 Staaten."

Griechenland befindet sich in einem 30-jährigen Streit um die Elgin Marbles, das sind Teile des Skulpturenschmucks der Akropolis. An der Konferenz naehmen unter anderem Vertreter aus China, Griechenland, Indien, Italien, dem Irak, Mexiko, Syrien und den Vereinigten Staaten teil. Griechenland befindet sich in einem 30-jährigen Streit um die Elgin Marbles, das sind Teile des Skulpturenschmucks der Akropolis.