Runder Tisch im Familienstaatssekretariat

Missbrauch: Experten und Politik beraten

Zwei Monate nach Bekanntwerden der ersten Fälle von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche findet heute ein Runder Tisch im Familien-Staatssekretariat statt. Staatsekretärin Marek (ÖVP) und Justizministerin Bandion-Ortner haben rund 30 Experten aus unterschiedlichsten Arbeitsbereichen eingeladen.

Themensetzung

Drei Schwerpunkte hat der Runde Tisch aus Sicht von Familienstaatssekretärin Marek: Prävention - wie kann man Missbrauch verhindern, Reaktion - was tun, wenn es einen Verdacht gibt und Sensibilisierung - von Kindern, Eltern und Fachleuten. Dezidiert nicht gehen soll es, so der Sprecher von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, um die Aufarbeitung aktueller Fälle.

Nach Ursachen suchen

Für einige der etwa 30 Experten ist das ein zu weit gestecktes Themenfeld. Der Psychologe Holger Eich vom Wiener Kinderschutzzentrum hält es dennoch für wichtig, dass über sexuelle Gewalt in Institutionen, der Kirche oder des Staates, gesprochen wird: Man müsse nach den Ursachen solcher Missbrauchshandlungen suchen. Es gehe um Institutionen, in denen eine Hierarchie vorhanden ist, die hermetisch abgeschlossen sind. "Schlecht wäre, wenn über alle möglichen Formen von sexuellem Missbrauch geredet wird, das würde zu einer Verwischung der Problematik führen".

Angebote koordinieren

Kinder- und Jugendanwältinnen, Vertreter von Ombudsstellen, der Jugendwohlfahrt, von Polizei und Volksanwaltschaft, werden unter anderem heute teilnehmen. Opfervertreter sind nicht eingeladen, dafür Opferschutzeinrichtungen, heißt es. Eine der größten, der Weiße Ring, ist allerdings nicht dabei. "Ich hoffe nicht, dass das Absicht ist", sagt Präsident Udo Jesionek und fordert, dass die Regierung zumindest die Hilfsangebote, die es für Opfer schon gibt, koordiniert. Jesionek befürchtet, dass andernfalls ein Wildwuchs entsteht.

Verantwortung des Staates

Auch Holger Eich sieht eine Verantwortung des Staates. Und da werde es nicht reichen, Gesprächsrunden zu moderieren, so Eich. Schließlich passierten die Missbrauchsfälle in Internaten und Heimen unter dem Dach des österreichischen Staates. "Der lässt die Kirche oder andere Internate wirken." Und daher sei es die Verantwortung des Staaten, unter anderem auch Therapien zur Verfügung zu stellen. "Und daran muss man die Frauen Ministerinnen gemahnen."

Erwartung an Runden Tisch: Startschuss

Christine Marek und Claudia Bandion-Ortner wollten vor dem Runden Tisch keine Interviews geben. Ob und wie er weitergeführt wird, werde das heutige Gespräch zeigen, heißt es. Für die Experten ist klar: Die heutige Veranstaltung kann nur ein Startschuss sein. Alles andere wäre enttäuschend.

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