Nach Rundem Tisch zum Thema Missbrauch

Zwischen Freude und Enttäuschung

Von "es war ein guter Start" bis zu "es war wohl eine Alibi-Aktion" reichen die Reaktionen der Teilnehmer am gestrigen Runden Tisch zum Thema sexueller Missbrauch. Präsentiert haben Justizministerin und Familienstaatssekretärin danach vor allem zwei Arbeitsgruppen. Mehr Geld vom Staat, auch für die Therapie kirchlicher Opfer, gibt es vorerst nicht.

Morgenjournal 14.04.2010

"Alibi-Geschichte"

Opferinitiativen waren nicht eingeladen. Die Missbrauchsfälle in Kircheneinrichtungen seien für die ÖVP-Ministerinnen überhaupt nur ein Randthema gewesen, kritisiert Holger Eich vom Wiener Kinderschutzzentrum. Und die Ergebnisse des runden Tisches seien im wesentlichen wohl schon vorher festgestanden, die Veranstaltung selbst "eine Alibi-Geschichte für die Presse".

Mehr Geld für Therapie

Keine Rede auch von einer staatlichen Untersuchung kirchlicher Missbrauchsfälle wie in Deutschland oder von Geld auch vom Staat für Therapie von Opfern aus kirchlichen Internaten wie in Irland. Eich: "Wir haben genügend Opfer, die sich gemeldet haben. Und man müsste jetzt anbieten an Intervention. Das würde Geld kosten und da müsste die Republik in die Verantwortung gehen. Das war noch etwas zögerlich."

Jugendwohlfahrt und Kindergärten brauchen Geld

Und die Sprecherin der Familienrichter, Doris Täubel-Weinreich, meint nach dem Runden Tisch: "Es gab Forderungen nach mehr Geld, aber es ist halt eine Zeit des Sparens." Dabei seien mehr Geld und Personal dringend nötig, um aktuelle Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch aufdecken und bearbeiten zu können: "Wenn nicht mehr Geld da ist für den Bereich Jugendwohlfahrt, Jugendamt, dann wird sich nichts ändern. Aber auch die Kindergärten sind im Moment total überlastet. Da hat eine Person 25 Kinder. Wenn es einen Verdacht auf Missbrauch gibt, muss man sich dem Kind widmen. Und wie soll das jemand machen, der so viele Kindern hat?" Doch Vertreter der Länder, die Jugendwohlfahrt und Kindergärten finanzieren, seien gar nicht eingeladen gewesen.

Sensibilisierung und Prävention

Positiv überrascht vom Runden Tisch zeigt sich hingegen der Leiter der Wiener Männerberatung, Jonni Brem: "Es ist jedenfalls ein ernstes Bemühen zu sehen gewesen." Erfreulich für Brem: "Wir waren fast zwei Stunden nur bei den Möglichkeiten der Sensibilisierung und der Prävention in der Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen, Richter, Polizisten." Der Männerberatungschef glaubt auch, dass es sehr wohl mehr Geld für die Versorgung von Opfern geben wird.

Gesellschaftliches Problem

Übrigens, eine der Kirchenvertreterinnen, Schuldirektorin Schwester Beatrix Mayrhofer, zeigte sich erfreut darüber, dass beim runden Tisch aufgezeigt wurde, dass sexueller Missbrauch ein großes gesellschaftliches Problem sei und nicht nur eines der Kirche.

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