Greenpeace veröffentlicht Akten zu Atommüll-Endlager
Zweifel an Standort Gorleben
Ein Großprojekt, Mitte der 1970er Jahre in Angriff genommen, aber bis heute nicht einmal richtig genehmigt: Das ist das Endlager für Atommüll aus deutschen Kraftwerken, das bei Gorleben im Bundesland Niedersachsen entstehen soll. Ob es dort tatsächlich entstehen wird, daran gibt es immer stärkere Zweifel.
8. April 2017, 21:58
Proteste vor 30 Jahren
Der größte Proteststurm ist 30 Jahre her. Damals wurde bei Gorleben in Niedersachsen ein Besetzercamp aufgebaut und später polizeilich geräumt. Und ein Jungsozialist namens Gerhard Schröder erklärte sich mit den Protestierenden solidarisch. Jetzt ist der Juso von damals schon ein Alt-Bundeskanzler von heute, aber an der Ungewissheit, was die Zukunft der Anlage von Gorleben anlangt, hat sich nichts geändert.
Greenpeace veröffentlicht Dokumente
Bis vor kurzem lagen die Vorarbeiten zur Errichtung eines Atommüll-Endlagers bei Gorleben auf Eis, nun sollten sie eigentlich wieder in Angriff genommen werden, aber das erweist sich als immer gewagteres Vorhaben, angesichts von alten Dokumenten, die die Organisation Greenpeace gesammelt und veröffentlicht hat. Es geht um die Frage, warum damals entschieden wurde, ausgerechnet bei Gorleben die Endlagerstätte für Deutschlands Atommüll zu errichten.
Gorleben als politische Entscheidung
Geologen hatten eine Vorauswahl getroffen, hatten Standorte erkundet und beurteilt, mindestens acht waren im Spiel. Aber Ernst Albrecht, der damalige Ministerpräsident von Niedersachsen, brachte quasi im Handstreich einen neunten ins Spiel: Gorleben. Der Geologe Gert Lüttig, damals mit der Suche nach einem Lagerort betraut, erinnert sich, dass Albrecht ihm gegenüber Gorleben als politische Entscheidung bezeichnet hat.
Gorleben hätte Arbeitsplätze gebracht
Gorleben lag damals in der strukturschwächsten Region von Niedersachsen. Das Atommülllager hätte Arbeitsplätze gebracht. Das könnte die Scheidung des Ministerpräsidenten beeinflusst haben. Ebenso wie die Tatsache, dass wichtige Parteifreunde gegen andere Standorte eintraten, weil sie dort ihre Wahlkreise hatten. Noch dazu lag Gorleben ganz nahe an der damaligen innerdeutschen Grenze, quasi in einem toten Winkel.
Sichere Lagerung nicht als Kriterium
All diese Kriterien hätten mit der sicheren Lagerung von Atommüll nichts zu tun, bemerkt jetzt ein Greenpeace-Sprecher, der auch auf Berichte über Wassereinlagerungen im Gorlebener Salzstock hinweist. Recht vorsichtig die Stellungnahme des deutschen Umweltministers, Norbert Röttgen. Aus heutiger Sicht würde derzeit nichts gegen Gorleben sprechen, lässt er verlauten.
U-Ausschuss zu damaliger Entscheidung
In diese Thematik wird sich allerdings ein Untersuchungsausschuss im deutschen Bundestag noch sehr kräftig einmischen. Dieser Ausschuss soll der Frage nachgehen, warum die damalige Entscheidung ausgerechnet auf Gorleben fiel und damit verbunden könnte dort die von allen Lokalpolitikern gefürchtete Frage fallen, ob man nicht doch anderswo auf neuerliche Endlagersuche gehen müsste.