Einsamkeit und Melancholie

A Single Man

Eigentlich ist der US-Amerikaner Tom Ford als Modedesigner bekannt, war er doch lange Zeit als Kreativdirektor für die Modehäuser Gucci und Yves-Saint-Laurent tätig. Doch 2004 gründete er auch seine eigene Filmproduktionsfirma und legt nun sein Spielfilmdebut vor.

Kultur aktuell, 15.04.2010

"A Single man" ist die Verfilmung des 1964 erschienenen, gleichnamigen Romans von Christopher Isherwood. In der Hauptrolle ist neben Juliane Moore der Brite Colin Firth zu sehen, der dafür nicht nur eine Oscar-Nominierung erhielt, sondern auch als bester Darsteller bei den letztjährigen Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet wurde.

Schon der Kauf einer Flasche Gin ist keine banale Sache: Es kommt nicht nur auf Inhalt und Geschmack an, sondern auch auf Form und Farbe der Flasche. Bereits bei solchen Kleinigkeiten plädiert Regisseur Tom Ford für ästhetisches Empfinden, für genaues Beobachten der Dinge, die uns tagtäglich umgeben und die man viel zu schnell mit Ignoranz und Schulterzucken zur Kenntnis nimmt. Gegen diese Lethargie will Ford anfilmen, genauso wie gegen die Lethargie, die der Verlust eines Menschen hinterlassen kann.

Der Trauernde ist Literaturprofessor (Colin Firth) in den 1960er Jahren. Sein langjähriger Lebensgefährte ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seither weiß er mit seinem Leben nicht viel anzufangen. Doch er bewahrt Haltung. Der Alltag wird mit Routine bewältigt, auch das ein Teil des Lebens-Überdrusses. Doch dann, so meint Regisseur Tom Ford, würde seine Hauptfigur alles genauer betrachten und den Blick für das Schöne in der Welt zu schärfen.

Schlichte Eleganz

Diese Erkenntnis der Schönheit steht deutlich unter den Vorzeichen des Modedesigners mit einem deutlichen Willen zur bewussten Gestaltung. Die Kleidung in ihren modischen Finessen, Autos, die ihre schlichte Eleganz aufblitzen lassen, Körper, die kunstvoll inszeniert werden: Beharrlich wiederkehrend die Detailaufnahmen von Nasen, Mundpartien und Augenbrauen. Hier liegt einerseits die Hoffnung auf neuerlichen Halt im Leben, die andererseits immer wieder gebrochen wird vom Schmerz des schier unüberwindbaren Verlustes.

Aus dem Wechselspiel zwischen Trauer und ästhetischer Huldigung, zwischen angedeuteten Glücksmomenten in freundlichen Farben und blass-grauer Verzweiflung entspringt eine seltsame Melancholie, die sich wie ein Schleier über den gesamten Film legt. Tom Ford wirbt in "A Single Man" weniger für therapeutischen Sozialrealismus, als vielmehr für eine Sensibilisierung der Wahrnehmung. Im Kino und in der Wirklichkeit.

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