Herausforderung Urheberrecht

Londoner Buchmesse im Zeichen des E-Books

Die London Book Fair, die wichtigste europäische Buchmesse im Frühjahr und nach Frankfurt die wohl zweitwichtigste Messe der Buchbranche, steht heuer ganz im Zeichen der Digitalisierung und der rasant steigenden Zahl von E-Book-Fans.

Mittagsjournal, 20.04.2010

Die Benutzer der neuen Digital-Reader stellen die Verlage nicht zuletzt wegen der notwendigen Neuregelungen der Urheberrechte vor große Herausforderungen.

Siegeszug der digitalen Medien

Der internationale Buchhandel befürchtet, ein ähnliches Schicksal wie die Musikindustrie zu erleiden. Der Siegeszug der digitalen Medien hat der Branche die Geschäftsgrundlage entzogen. Der Schutz des geistigen Eigentums ist durch verlustfreies, weltweites Kopieren im Internet praktisch aufgehoben worden. Welche Zukunft hat das Buch?

Vulkanbedingt leere Stände

Das Interesse an der Buchmesse wäre groß, gäbe es da nicht diese Aschewolke über Europa, die Organisatoren wollen nicht sagen, wie viele Aussteller die Teilnahme absagen mussten, dutzende leere Stände und nur spärlich bevölkerte Gänge zeichnen aber ein deutliches Bild von der Lage.

Beim deutschen Gemeinschaftsstand hält Nicole Koch vom Bastei Lübbe Verlag ganz allein die Stellung. Durch die Sperre des Luftraums sind für Koch 50 Prozent aller Geschäftstermine auf der Messe ausgefallen: "Das ist für uns schon eine Katastrophe, weil man investiert Zeit und Geld und man ist hier und wartet - naja."

Neue Generation von Lesern

Emil Brunner vom österreichischen Gemeinschaftsstand kann nicht klagen, die Konkurrenz ist nicht da und er kann hier ungestört die Firma Bizzons repräsentieren, die unter anderem Sprachkurse im E-Book-Format anbietet. Das gedruckte Buch werde nicht aussterben, meint Brunner, aber es komme eine neue Generation von Lesern auf den Markt: "Die Technologie wird sich in die Richtung entwickeln, dass man ganz einfach die Dinge auf Abruf immer und überall bereit haben wird. Das macht das E-Book ganz besonders intersessant."

Danny Bowman von Indepent Press, einer Vereinigung unabhängiger britischer Verlage, behält die Digitalisierung des Buchmarktes im Auge, glaubt aber nicht, dass sich hier eine ähnliche Entwicklung abspielt wie im Musiksektor, Literatur werde anders konsumiert: "Ernsthafte Leser schaffen sich nicht eine 300 Pfund teure Spielerei wie den iPad oder eReader an, um Bücher zu lesen, die sie um sieben Euro als Taschenbuch kaufen könnten. Das macht keinen Sinn."

Bücher fürs Handy

Karsten Sturm von der österreichische Firma Blackbetty MobilMedia, die Bücher fürs Handy anbietet, spricht von einem Nischenmarkt, der aber großes Potential für Firmen hat, die sich auf diesem Gebiet spezialisieren: "Aktuell ist es so, dass beispielsweise in Deutschland ein bis zwei Prozent des Umsatzes mit E-Books gemacht wird. Amerika ist schon bei zehn. Es ist reichlich, um für Arbeitsplätze zu sorgen und Rechnungen bezahlen zu können."

Wo E-Books auftauchen, ist online Piraterie nicht weit, das öffnet zum Beispiel neue Möglichkeiten für den Niederländer Marc de Laat. Er ist zum ersten Mal auf der Bookfair. Seine Firma hat eine Software entwickelt, um Raubkopien im Internet aufzustöbern und illegales Herunterladen zu verhindern. De Laat spricht von einer großen Kundenresonanz: "Wir haben für einen Verlag einen Testlauf gemacht und ein Buch im Internet auf 15.000 Links gefunden, nur ein Link allein ist 40.000 Mal illegal heruntergeladen worden. Man sieht also: Dieses Problem kann sich verheerend auswirken."

Neuregelung der Urheberrechte

Großes Thema auf der Messe ist auch die Neuregelung der Urheberrechte, viele Verlage sind mit der derzeitigen Situation unzufrieden, Patrick Schneebeli vom Schweizer Verlag Scheidegger-Spiess hält nichts von Forderungen, Inhalte kostenlos im Internet kostenlos zur Verfügung zu stellen: "Irgendwer wird bezahlen müssen. Entweder alle über Steuern oder über irgendwelche Abgaben für Online-Nutzung oder eben wie man ein Buch kauft - dass die Leute, die das geschaffen haben, auch wieder etwas zurückbekommen."

Die London Book Fair dauert noch bis Mittwoch, 21. April 2010, zu wenig Zeit, um das neue Zeitalter im Buchhandel zu diskutieren. Fest steht: Die Verlage stehen vor großen Herausforderungen, heuer war schon die Anreise schwierig.

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