1.156 Mal an der Wiener Staatsoper

Wilma Lipp ist 85

Eine der beliebtesten Wiener Sängerinnen der Nachkriegszeit feiert heute ihren 85. Geburtstag: Wilma Lipp. Sie war das jüngste Mitglied des legendären Wiener Mozart-Ensembles, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Theater an der Wien Furore gemacht hat.

Kulturjournal, 26.04.2010

Mit der Königin der Nacht unter der Leitung von Josef Krips hatte sie ihren ersten großen Erfolg an der Wiener Staatsoper. Über 400 mal hat sie ihre Glanzrolle, mit der sie heute noch identifiziert wird, gesungen: Die Königin der Nacht, die sie allein im Theater an der Wien über 120 Mal verkörpert hat - als Mitglied des legendären Mozart-Ensembles, dem unter anderem Anton Dermota, Irmgard Seefried, Erich Kunz und Christl Golz angehört haben und dessen Vorstellungen der "Zauberflöte", "Così fan tutte" und "Die Entführung aus dem Serail" Teil unserer Musikgeschichte geworden sind.

Jüngste Kammersängerin

Bereits mit 20 Jahren wurde Wilma Lipp Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, wo sie 1.156 Mal in 56 Rollen auf der Bühne gestanden ist. Mit 28 Jahren wurde sie die jüngste Trägerin des Kammersängertitels.

Wilma Lipps künstlerischer Schwerpunkt lag vor allem bei Mozart, aber auch die Violeta in Verdis "La Traviata" und das Evchen in Wagners "Die Meistersinger" zählten zu ihren Paraderollen.

Erfolge in aller Welt

Obwohl sie Wien treu blieb, war sie auch regelmäßig an den großen Opernhäusern und Festspielen dieser Welt zu Gast. 1948 debütierte sie als Konstanze in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" bei den Salzburger Festspielen, 1951 gab sie in Bayreuth ihr Debüt.

Ob als Koloratur- oder als Lyrischer Sopran: Wilma Lipp schaffte es stets, die "Leichtigkeit des Seins" zu vermitteln - und das ist bis heute einer ihrer großen Devisen: "Man braucht wahnsinnig viel Kraft. Und was so schön ausschaut, dass man da immer lächelt - das sollte nach außen hin so sein, dass das Publikum sagt: 'Das ist ja gar nicht schwer.' Und die Kraft sollte man nicht merken. Weil wenn man es merkt, sagt das Publikum: 'Um Gottes Willen, damacht sie's noch?' Meinen Studenten sage ich: Die vornehmste Art ist, niemandem zeigen, wie schwer es ist. Es muss wirklich leicht ausschauen."

Arbeit als Gesangspädagogin

Ab der Mitte der 1970er Jahre begann Wilma Lipp, die mit Rudolf Gamsjäger mit einem der Direktoren der Wiener Staatsoper verheiratet war, allmählich sich vom Opernbetrieb zurückzuziehen und pädagogischen Aufgaben zuzuwenden.

Am 5. Juni 1981 sang sie das letzte Mal an der Wiener Staatsoper, um sich später dem Unterrichten zuzuwenden. Bis heute gilt sie als Instanz in Sachen Nachwuchspflege.