Zwei Generationen von Architekten

Neue Architekturbücher

Unter dem schlichten Titel "Jabornegg & Palffy" präsentiert am Abend des 27. April 2010 das Architekten Duo Jabornegg & Palffy sein Architekturbuch. Ebenso wie - zufällig am selben Tag - Johann Georg Gsteu, der, 1927 geboren, einer anderen Architektengeneration angehört als Jabornegg & Palffy.

Kulturjournal, 27.04.2010

Architekt sein ist oft auch ein Erfinderjob. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man den 83-jährigen Johann Georg Gsteu über seine Architektur reden hört. Er sagt, "ich freu mich immer wenn mir eine Verbesserung einfällt. Das macht mich sehr glücklich."

Immer wieder sind Johann Georg Gsteu prototypische Lösungen eingefallen, wie das Einzugsverfahren bei Alublechen. Eine Methode, mit der man sehr wirtschaftlich Mauervorsprünge, Lichtkanäle oder Lifttechnik schützen und auch formschön verschwinden lassen kann. Verwendet hat er dieses System etwa bei der Station U6 Tscherttegasse. "So eine Art von Dekoration, die passt mir. Eigentlich mag ich Dekorationen überhaupt nicht. Ich verwende sie nur, wenn sie aus der Methodik oder dem Material entstehen", so Gsteu.

Prominente Mitschüler

In der Salzburger Staatsgewerbeschule saß Johann Georg Gsteu in einer Reihe mit Friedrich Achleitner und Wilhelm Holzbauer, ein paar Reihen weiter vorn: Friedrich Kurrent. Beim Architekturstudium in Wien ab 1950 trafen sie sich wieder. Mit Friedrich Achleitner hat Gsteu später die Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf umgebaut - als theologischer Berater fungierte übrigens Monsignore Otto Mauer. Die Erfahrungen flossen dann direkt in Gsteus Hauptwerk, die Pfarrkirche in Oberbaumgarten ein. Diese Kirche ist ein kubischer Betonbau mit kreuzförmigen Lichtschlitzen, die das ganze Gebäude in vier Teile spalten.

Das ist ein Bau von konzeptioneller Eleganz, der in seiner Radikalität gewissen Ähnlichkeiten mit einem Umbau des Architektenteams Jabornegg & Palffy zeigt. Und zwar mit den Galerieräumlichkeiten der Generali Foundation, die ebenfalls aus Beton - in einen Altbau eingefügt - minimalistisch und klar wirken. Auch diese Galerieräumlichkeiten werden durch Oberlichten erhellt.

Historische und ästhetische Wahrheiten

Das ist einer von vielen Umbauten historischer Bausubstanz, die Jabornegg & Palffy in den letzten Jahrzehnten geschmackssicher durchgeführt haben. Andras Palffy erklärt, dass bei jeder dieser Bauaufgaben "eine ästhetische Wahrheit mit historischen Wahrheiten und jenen der Denkmalpflege zu verhandeln" sei. Die Denkmalpflege spreche in diesem Zusammenhang über ein Dokument, das man lesen und verstehen soll. Er versuche als Architekt, dieses Dokument mit den Mitteln der Zeit weiter zu schreiben.

Jabornegg & Palffy haben etwa das Ensemble des Schlosshotels in Velden zeitgemäß erweitert oder das Stift Altenburg revitalisiert und dabei mittelalterliche Gemäuer unter dem barocken Prunkbau freigelegt. Auch beim Umbau des Museums am Judenplatz wurden historische Grundmauern zugänglich gemacht. Christian Jabornegg erzählt, sie hätten am Judenplatz mit Hilfe eines Oberlichts das Tageslicht auf minus acht Meter gebracht, Sodass man nicht das Gefühl hat, man steige in einen Keller. Unten befindet sich dann ein Raum, in dem Archäologie präsentiert wird.

Zeit für Analysen

Wie die Architekten sagen, erkennen sie selbst oft erst bei der Sichtung und Reihung ihrer Arbeiten für die Architekturbücher manche Gesetzmäßigkeiten, die den Arbeiten innewohnen. Momentan lässt die flaue wirtschaftliche Situation den Architekten ein bisschen Zeit für eine solche Analyse, die die Fülle der Projekte immer wieder durch einen Trichter treibt, um dann am Ende den Kern herauszudestillieren, der allen Projekten zu eigen ist.

Service

Buch Johann Georg Gsteu, "Architektur sichtbar und spürbar machen", Pustet Verlag

Jabornegg & Palffy
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