Bekenntnisse zum 1. Mai von links-außen
Werner Schneyder ist "wortbrüchig!"
Am 8. Mai 2010 wird Werner Schneyder im Rahmen des 29. Kabarettforums Salzburger Stier in Chur mit dem "Ehrenstier" für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Mit "Ich bin konservativ" ist der "KabaRentner" auf die Kabarettbühne zurückgekehrt.
8. April 2017, 21:58
Es gibt viele Arten zu lachen
Das beste ist das befreiende Lachen.
"Vor 13 Jahren war ich der Meinung, mit 60 höre ich auf. Ich dachte, ich hätte schon alles gesagt", so begründet der Kabarettist, Autor, Boxkommentator und Regisseur Werner Schneyder seinen Rückzug aus dem Kabarett. Einen seiner letzten Auftritte absolvierte er unter dem Titel "Nachrede eines Kabarettisten" 1996 beim Kabarettforum Salzburger Stier in Salzburg. Nun ist er wieder zurück auf der Bühne – als Kabarettist.
"Ungehört verhallt"
Ein wesentlicher Beweggrund für Schneyders Rückkehr zur szenischen Satire war die Wut. Denn vieles von dem, was er in seinen Programmen als kühnes Zukunftsszenario in Aussicht stellte, ist mittlerweile eingetreten. Als wesentlicher Impuls kam für ihn der Finanzcrash hinzu. Die Kulmination "des weltumfassenden Betruges an den Menschen", wie es Schneyder nennt, hat er bereits 1976 gemeinsam mit Dieter Hildebrandt in dem Programm "Wie abgerissen" behandelt: "Da steht drinnen, was jetzt passiert ist – das könnte man mit minimalen Veränderungen morgen spielen und da bekommt man eine derartige Wut, weil alles scheinbar so ungehört verhallt ist."
"Ich bin konservativ" nennt Werner Schneyder sein aktuelles Programm, eine Abrechnung mit der Weltwirtschaft und der Kleinkrämerei, mit der Medienwelt und der Politik. Dafür hat er einige seiner alten Nummern mit aktuellen Beweisen und Belegen verbunden. "Realsatire ist, wenn man sich über einen Politiker totlacht und dabei wirklich stirbt", das ist einer der Kernsätze des Kabarettisten geblieben.
Nur nicht vertrotteln
Satire, Kabarett muss für Werner Schneyder immer nachweisen können, warum etwas gesagt wird. Wird der soziologisch-ethische Ansatz von Satire nicht transparent, so interessiert Schneyder auch der Witz nicht.
Man muss sich vergewissern, dass man nicht vertrottelt, sagt Werner Schneyder, der im Jänner 73 Jahre geworden ist. Um sein logisches Denkvermögen in guter Form zu halten, löst er Schachprobleme, arbeitet sich regelmäßig durch das Kreuzworträtsel der "FAZ" und gibt keine Ruhe, bis er es zusammengebracht hat. "Das ist mein Training, andere stemmen Gewichte."
Revolution von Rechts?
"Sie wollen wieder in Ruhe und Frieden Krieg führen können."
Geburtshelfer für Salzburger Stier
"Hätte ich vor 13 Jahren gewettet, ich hätte die teuerste Wette meines Lebens verloren", sagt Werner Schneyder über seine Rückkehr zum Kabarett, ist aber aus Überzeugung wortbrüchig. Über künftige Programme will er jetzt nicht nachdenken. Denn er selbst traue sich einen ganz neuen Soloabend nicht mehr zu. Aber wer weiß, vielleicht ist es schon im nächsten Jahr so weit, dass er sich ein weiteres Programm nicht nur zutraut, sondern sogar abverlangt.
Dass Werner Schneyder mit dem Ehrenpreis des von ORF, ARD, Schweizer Radio DRS und RAI Sender Bozen veranstalteten Kabarettforums Salzburger Stier ausgezeichnet wird, freut den Kabarettisten. Immerhin versteht er sich als Geburtshelfer dieses 1982 ins Leben gerufenen Radiokabarettpreises: "Ich bin ein Mann der ersten Stunde und insofern natürlich sehr gerührt über den 'Ehrenstier', weil sich damit ein Kreis schließt. Für einen Mann in meinem Alter ist das schön, weil es eine Kontinuität birgt. Das ist Biografie!"