Ölteppich vor Louisiana

USA: Schlimmste Ölpest seit 20 Jahren

Alle bisherigen Bemühungen, den riesigen Ölteppich im Golf von Mexiko zu stoppen sind gescheitert. Erste Ausläufer haben die Küste von Louisiana erreicht. Dort droht nun eine Umweltkatstrophe ungeahnten Ausmaßes, warnen Umweltschützer.

Abendjournal, 30.04.2010

Öl bereits vor Küste

Die USA kämpfen vor der Küste Louisianas verzweifelt gegen ihre schlimmste Umweltkatastrophe seit dem Untergang des Tankers "Exxon Valdez" vor über 20 Jahren. Mehr als eine Woche nach der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" verseuchen schon Millionen Liter Öl den Golf von Mexiko. Erste Ausläufer des Ölteppichs erreichten in der Nacht zum Freitag die Küste von Louisiana und bedrohen dort Flora und Fauna. Angesichts dessen gibt es zunehmend Kritik am Krisenmanagement der Regierung.

Notstand ausgerufen

Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, rief den Notstand aus. "Das gibt Anlass zu ernster Sorge", sagte David Kennedy von der Meeresschutzbehörde NOAA. "Ich bin erschüttert. Das ist eine sehr, sehr große Sache." Hunderte von Fisch-, Vogel- und anderen Tierarten sind akut bedroht. Ebenfalls gefährdet sind Austernbänke und die Fanggründe für Krustentiere im Mississippi-Delta.

Von Regierung enttäuscht

Bei den Menschen von Louisiana, die ohnmächtig zusehen müssen, wie der Ölteppich sich ihrer Küste nähert, macht sich das Gefühl breit, dass sie wieder einmal, wie schon beim Hurrikan "Katrina" 2005, von der Regierung in Washington im Stich gelassen werden. Präsident Barack Obama entsandte einige Kabinettsmitglieder, die sich mit der Krise befassen sollen.

Konteradmiral Sally Brice-O'Hara von der Küstenwacht musste sich am Freitag in den Morgenmagazinen der drei großen US-Fernsehsender die Frage gefallen lassen, ob die Regierung alles getan habe, um den Mineralölkonzern BP dazu zu bringen, das Unterwasserleck abzudichten und die Küste vor der Ölpest zu schützen. Brice-O'Hara wies die Kritik zurück. Die unter Federführung der Küstenwacht ergriffenen Maßnahmen der Bundesbehörden seien rasch und nachhaltig erfolgt, sagte sie.

Obama erhöht Druck

Präsident Obama erhöhte auch den Druck auf BP. Er betonte, dass der Ölkonzern für die Bekämpfung des Ölteppichs zur Kasse gebeten werde. Außerdem will die Regierung keine weiteren Ölbohrungen mehr genehmigen, ehe nicht die Ursache der Explosion der Bohrinsel geklärt ist, wie Obamas Berater David Axelrod am Freitag im Fernsehsender ABC sagte. Auch erste Schadensersatzklagen von Krabbenfischern wurden eingereicht. "Wir sind wirklich angewidert", sagte der Austernzüchter Byron Marinovitch. "Wir glauben nichts mehr, was von BP gesagt wird."

BP verliert an Wert

Wegen der Ölpest büßte BP bislang rund 26 Milliarden Dollar an Börsenwert ein. Am Freitag setzte der BP-Kurs seine Talfahrt der vergangenen Tage fort und verlor im frühen Handel rund zwei Prozent nach 8,4 Prozent am Vortag. Die Firma Transocean, von der BP die Bohrinsel "Deepwater Horizon" gemietet hatte, verlor seit der Explosion rund 4,27 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Ausmaße wie bei Exxon Valdez

Am Mittwoch wurde bekannt, dass das Öl aus dem Bohrloch aus drei verschiedenen Lecks ins Meer strömt. Pro Tag fließen rund 5.000 Barrel (795.000 Liter) ins Meer, fünfmal so viel wie anfangs vermutet. Inzwischen wird es für möglich gehalten, dass das Ausmaß der "Exxon Valdez"-Katastrophe von 1989 übertroffen werden könnte. Damals flossen im Prinz-William-Sund in Alaska 41,64 Millionen Liter Öl ins Meer. Im Golf von Mexiko könnte diese Größenordnung in etwa drei Monaten erreicht sein - so lange dürfte es nach Schätzungen dauern, bis ein zweites Bohrloch fertiggestellt ist, um den Druck vom bisherigen Bohrloch der zerstörten Ölplattform zu nehmen.

Die "Deepwater Horizon" explodierte am 20. April rund 64 Kilometer vor der Küste. Dabei kamen vermutlich elf Arbeiter ums Leben.