Die Resistenzfalle

8. April 2017, 21:58

Mit der Entdeckung von Antibiotika glaubte die Medizin eine Art Wundermittel im Kampf gegen Bakterien gefunden zu haben, sagt Böhm.

Damit sei zugleich ein Weg eingeschlagen worden - und zwar nicht nur mit Antibiotika - der sich heute immer öfter als Sackgasse erweise, nämlich: zu versuchen, Krankheitserreger direkt anzugreifen und auszumerzen.

Deren Reaktion laut Böhm: "Ein Organismus versucht halt immer zu überleben. Wenn man ihn versucht mit Antibiotika zu vernichten, und eine gewisse Variabilität ist vorhanden in jeder Population, dann werden ganz einfach diejenigen überleben, die dem Antibiotika etwas entgegen zu setzten haben."

Vermehrt auf Alternativen setzen

Die gleichen Prinzipien würden gegen Viren - etwa HIV - oder auch gegen Krebszellen angewendet. Böhm plädiert stattdessen dafür, sich stärker darauf zu konzentrieren, das Umfeld und die Bedingungen für Krankheitserreger zu kontrollieren.

Also bei Krebs etwa den ohnehin bereits vielfach erprobten Weg des sogenannten Aushungerns zu gehen; oder bei Viren zu versuchen, das Andocken an gesunde Körperzellen zu unterbinden - ein Prinzip auf dem viele Impfungen beruhen.

Bei Antibiotika sieht Böhm zwar als größtes Problem deren unkontrollierten und oft allzu leichtfertigen Einsatz. Doch auch hier glaubt er, müsse künftig vermehrt nach Alternativen zur herkömmlichen Hau-drauf-Strategie gesucht werden.

"In dieser Richtung müssen wir vermehrt forschen und Geld ausgeben. Weg von diesem direkten vernichten und töten, was wir eigentlich die letzten 50 Jahre machen."

Dazu braucht es Geld, weiß auch Böhm: "Man müsste alternativen Sachen einfach einen bestimmten Prozentsatz an Fördermitteln zugestehen. Seien es jetzt zehn oder 20 Prozent, das müsste man sich dann genauer überlegen, aber man sollte nicht einseitig nur bestimmte Strategien verfolgen. Man sollte auch alternativen Strategien eine Chance geben."