Emanzipationsfilm von Caroline Bottaro

Die Schachspielerin

Strategische Planung und Geduld sind nicht nur wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg beim Schachspiel, sondern manchmal auch, wenn man das eigene Leben verändern will. Der französische Film "Die Schachspielerin" gibt quasi eine Anleitung dafür.

Kultur aktuell, 05.05.2010

Seit das Zimmermädchen Helene (Sandrine Bonnaire) zwischen Kloputzen und Bettenmachen ganz zufällig das Schachspiel entdeckt hat, ist in ihr eine neue Leidenschaft erwacht. Doch erst Übung macht die Meisterin, das weiß Helene. Auf Korsika einen guten Lehrer zu finden ist aber gar nicht so einfach. Doch die Vorbehalte sind schnell beseitigt, und das Schachspiel wird für Helene mehr und mehr zu einem Vehikel, um aus ihrem bisherigen Dasein auszubrechen, sich neue Lebensfreude und zusätzliche Lebensperspektiven jenseits bestens eingeübter Rollen in Beruf und Privatleben quasi zu erspielen.

Ein Emanzipationsprozess, dem auch die Regisseurin Caroline Bottaro viel abgewinnen kann: "Nicht nur Helene selbst verändert sich in positiver Weise", so Bottaro, "sondern letztlich auch ihr gesamtes Umfeld". Doch der Ehemann kann sich mit der neuen Obsession seiner Frau schwer anfreunden, aber auch an ihrem Arbeitsplatz leistet sich die sonst so aufmerksame Helene Nachlässigkeiten.

Klassendrama inklusive

"La joueuse", also "die Spielerin" lautet der vergleichsweise mehrdeutige französische Originaltitel des Films, der auch die Risiken von Helenes Selbstbefreiung umfasst, wenn sie etwa den Familienfrieden im wahrsten Sinn des Wortes aufs Spiel setzt.

Zusätzlich arbeitet Caroline Bottaro in den persönlichen Entwicklungsprozess auch ein Klassendrama ein, in dem Schach dem gesellschaftlichen Aufstieg dient. Dabei vermeidet die Regisseurin allzu dramatische Gesten, versucht vor allem mit subtilen Hinweisen den Spannungsbogen zu halten.

Die Dame ist die stärkste Figur beim Schach, das gefällt Helene, und dass man die Regeln gut kennen muss, um sie zum richtigen Zeitpunkt zu brechen, auch das gilt nicht nur für das Brettspiel. Nicht zuletzt mit derartigen Lebensweisheiten empfiehlt sich der Film "Die Schachspielerin" als Feel-Good-Movie für gehobene Ansprüche.