Tote bei Protesten

Griechenland im Streik

Bei den gewaltsamen Protesten in Athen gegen die griechischen Sparpläne hat es am Mittwoch drei Tote gegeben. Nach Angaben der Polizei befanden sich die Opfer in einem Bankgebäude im Zentrum der Hauptstadt, das zuvor von jugendlichen Demonstranten durch Molotowcocktails in Brand gesetzt wurde.

Gewalt bei Demonstrationen

Laut Polizei befanden sich rund 20 Menschen in der brennenden Bankfiliale. Jugendliche Demonstranten bewarfen auch Polizisten mit Molotowcocktails, die Beamten feuerten mit Tränengas-Granaten zurück. Die Proteste richten sich gegen den rigiden Sparplan der Regierung, den diese mit den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für Kredithilfen in Höhe von 110 Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre aushandelte.

Nachrichten 15.00

Generalstreik

Generell steht Griechenland heute im Zeichen des Generalstreiks gegen das massive Sparprogramm der Regierung. Das öffentliche Leben liegt weitgehend lahm. Der griechische Luftraum ist geschlossen. Auch Busse, U-Bahnen und Fähren gehen nicht. Die Staatsbediensteten streiken seit gestern. Für den Nachmittag ist eine Großdemonstration in Athen geplant.

Kein öffentlicher Verkehr, kein Fernsehen

Züge, Flugzeuge, Fähren alles, steht still, und das schon seit Mitternacht. Schulen und Behörden bleiben geschlossen, in den Krankenhäusern werden nur Notfälle behandelt. Die Nachrichten in Radio und Fernsehen fallen aus, morgen werden auch keine Zeitungen erscheinen, denn auch die Journalisten streiken heute.

Mittagsjournal, 05.05.2010

Menschen zornig

Im Zentrum von Athen haben sich tausende Menschen versammelt. Die Griechen wollen gekürzte Löhne, massive Steuererhöhungen und Einstellungsstopps im Staatsdienst nicht so ohne weiteres hinnehmen. Die Menschen sind zornig, Gewerkschaftsführer heizen die Stimmung an.

Antwort ist Kampf

Vor allem die kommunistischen Gewerkschaften sehen ihre Stunde gekommen: "unsere Antwort ist der Kampf", ruft dieser kommunistische Funktionär am Hafen von Piräus, wo heute keine Schiff und Fähren abfahren oder anlegen. Kompletter Stillstand auch am Flughafen.

Touristen ratlos

Einige Touristen stehen ratlos herum. "Wir haben einen Flug nach Mykonos, aber wir wissen nicht, ob wir fliegen können oder nicht", sagt eine besorgte Urlauberin aus Brasilien. Und auch vor der Akropolis stehen verärgerte Touristen: "Alles, alles ist geschlossen", klagt diese amerikanische Besucherin, "das ist nicht in Ordnung".

Auch der Zugang zu Athens wahrscheinlich berühmtester Sehenswürdigkeit ist verschlossen - Griechenlands Weltkulturerbe muss mitstreiken.

Mittagsjournal, 05.05.2010

Aus Athen ORF-Reporterin Nadja Hahn im Ö1 Mittagsjournalgespräch mit Agathe Zupan