Gesamtes Land gelähmt

Generalstreik gegen Sparprogramm

Ein Generalstreik soll heute ganz Griechenland lahmlegen. Praktisch alle Wirtschaftsbereiche beteiligen sich an dem landesweiten Streik, um gegen die harten Sparmaßnahmen der Regierung zu protestieren.

Morgenjournal 05.05.2010

Flüge gestrichen

Sämtliche Verkehrsmittel, alle öffentlichen Einrichtungen, aber auch viele Geschäfte und Betriebe stehen durch den Streik still. Seit Mitternacht sind alle Flüge gestrichen. Auch Schulen, Krankenhäuser, Finanzämter sollen geschlossen bleiben. Am Vormittag sind zwei Großdemonstrationen in der Hauptstadt Athen geplant. Hundertausende sollen auf die Straßen gehen.

Botschafter: Demos als "Dampfablassen"

Der österreichische Botschafter in Griechenland, Michael Linhart, wertet die Streiks und Demonstrationen als eine Art "Dampfablassen". Das gehöre zum Selbstverständnis der Gewerkschaften, aber auch der Bevölkerung, dass sie zeigt, wie unzufrieden sie mit der Situation ist. Die Demonstrationen liefen aber allgemein friedlich ab. Nur lokal und am Rande würden die bekannten, randalierenden Gruppen auftreten. "Das sind nicht die Massen", beruhigt der österreichische Botschafter.

Urlaub weiter möglich

Touristen müssten sich in Griechenland keine Sorgen machen, sagt Linhart. Sie könnten sich weiterhin sicher fühlen und Urlaub in Griechenland machen. Die Demonstrationen fänden meistens in Athen in einem bekannten, begrenzten Bereich statt. Die Inseln seien keineswegs betroffen.

Anhaltende Demonstrationen

Das griechische Parlament soll am Donnerstag über das Sanierungspaket abstimmen. Die Proteste richten sich dagegen, dass die Sparmaßnahmen vor allem die kleinen Leute treffen würden. Bereits am Dienstag demonstrierten tausende Griechen gegen die Einsparungen, für die die Euroländer und der Internationale Währungsfonds Griechenland im Gegenzug in den kommenden drei Jahren Kredite in Höhe von 110 Milliarden Euro geben wollen.

"Steuerfahnder kontrollieren Arztpraxen"

Ö1-Reporterin Nadja Hahn aus Athen im Morgenjournalgespräch mit

Gegen Steuerungerechtigkeiten

Die Proteste richten sich auch dagegen, dass die Reichen systematisch Steuern hinterziehen - 23 Milliarden Euro im Jahr - , während die Kleinen nun für die Krise zahlen sollen. Die Regierung wird durch die Demonstrationen zum Handeln gezwungen, zum Beispiel, etwas gegen die Steuerhinterziehung zu unternehmen. So sollen bereits Steuerfahnder vor Arztpraxen in Nobelvierteln stehen und Patienten beim Verlassen nach einer Rechnung fragen.