Gehaltserhöhung für große Berufsgruppe

Tauziehen um Kindergärtnerinnen in Wien

Es ist Wahlkampf in Wien: So könnte man denken, wenn man hört, dass nach den Gehälter der Kindergartenpädagoginnen der Stadt Wien, auch jene der privaten Einrichtungen um rund sechs Prozent steigen sollen. Mit der Gehaltserhöhung sollen mehr Pädagoginnen im Beruf und vor allem in Wien gehalten werden.

6,3 Prozent mehr seit Jänner

Plus 6,3 Prozent im Schnitt, eine solche Gehaltserhöhung klingt in Zeiten wie diesen nicht schlecht. De facto haben die bei der Stadt Wien angestellten Kindergartenpädagoginnen diese Erhöhung schon im Jänner bekommen.

Mittagsjournal, 10.05.2010

Mehr Geld für Pädagoginnen bei privaten Einrichtungen

Nun macht die Stadt Wien auch entsprechend Geld für die privaten Betreiber locker, die rund die Hälfte der Kindergartenplätze in der Bundeshauptstadt anbieten.

139 Euro brutto mehr im ersten Jahr

Was das für seinen Bereich bedeutet, schildert Christian Morawek, der Geschäftsführer der der SPÖ nahestehenden Wiener Kinderfreunde, die insgesamt 900 Pädagoginnen beschäftigen: "Die Pädagoginnen werden mehr Geld bekommen, und zwar rückwirkend mit Jänner 2010. Für eine Kollegin im ersten Dienstjahr bedeutet das, dass sie 139 Euro brutto mehr im Monat bekommen wird." Im siebenten und achten Dienstjahr werde die Erhöhung sogar rund 170 Euro monatlich ausmachen, im 30. Dienstjahr immerhin 128 Euro.

Es mangelt an Berufseinsteigerinnen und Männern

Eine Kindergartenpädagogin mit 30 Jahren Erfahrung wird dann rund 2850 Euro verdienen - kein Vermögen, aber immerhin: "Ich bin überzeugt, dass die höheren Gehälter mehr junge Leute überzeugen wird in diesen Beruf zu gehen.", meint Morawek. Er spricht damit das große Problem an, das immer wieder beklagt wird: Kindergärten sollen ausgebaut, Gruppen sollten eigentlich verkleinert, also mehr Kindergärtnerinnen angestellt werden, doch es mangelt an Berufseinsteigern - auch an männlichen.

Neue Ausbildungswege anbieten

Auch Monika Riha, selbst Wiener ÖVP-Gemeinderätin, aber auch Leiterin von Kinder in Wien, einer Einrichtung, die viele Kindergärten betreibt, mahnt, neben der zu begrüßenden Gehaltserhöhung, mehr ein: zuallererst kleinere Gruppen, parallel dazu die Verbesserung der Berufsausbildung: "Der einzige Weg dorthin ist die Ausbildung zu intensivieren und möglichst viele parallele Ausbildungen derzeit anzubieten. Und dann die Ausbildung auf das tertiäre Niveau zu heben."

Ausbildung auf akademischem Niveau

Ein Anliegen, das vehement auch Heidemarie Lex-Nalis, von der Plattform Edu Care, vertritt. "Das ist eine ganz wichtiger Schritt: Mehr Geld ist gut, garantiert aber noch keine höhere Qualität." Auch ihr vordringlichstes Anliegen: Die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin oder zum männlichen Pendant soll auf akademisches Niveau angehoben werden.

Urlaubsansprüche sehr unterschiedlich

Morawek wie Riha hoffen, dass die jetzige Gehaltserhöhung zumindest ein Problem verkleinert: Bisher sind viele Kindergartenpädagoginnen von Wien nach Niederösterreich abgewandert, weil sie dort wesentlich besser bezahlt wurden. Der Unterschied dürfte in Zukunft nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen - bessere Freizeitregelungen sehr wohl, denn während es in Wien für Kindergartenpädagoginnen nur fünf Wochen Urlaub gibt, gelten für jene in den Bundesländern teilweise die Schulferien als Urlaub.