ÖAAB legt Konzept vor
"Wende der ÖVP-Bildungspolitik"
Ein Jahr lang haben die ÖVP-Arbeitnehmervertreter des ÖAAB an einem neuen Bildungskonzept gefeilt, herausgekommen ist "ein großer Wurf". Der Kern: keine Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen, aber mehr Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Schultypen. Außerdem Sprachförderung ab dem Kindergarten, mehr Nachmittagsbetreuung, bessere Lehrerausbildung, Elitenklassen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.05.2010
Die Latte hoch gelegt
"Wir starten heute eine Wende in der Bildungspolitik der Österreichischen Volkspartei" - mit keinen geringeren als diesen Worten läutet Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP), nebenbei auch Chef des ÖAAB seine Ausführungen ein. Damit liegt die Latte also schon einmal recht hoch. Zunächst ist es "nur" ein Konzept des Arbeitnehmerbundes der ÖVP, das von der Bundespartei erst noch beschlossen werden muss. Eine Formalität, hört man Spindelegger. Denn die wesentlichen Punkte seien mit ÖVP-Chef Pröll schon abgesprochen.
"Aufstiegs-" statt Hauptschulen
Was bietet das Papier, das marketingmäßig recht vollmundig unter Titel "Bildungsrepublik Österreich" verkauft wird? Der vielleicht wichtigste Punkt: Keine Bildungsentscheidung vor dem 14. Lebensjahr. Doch, wer jetzt sofort annimmt, die ÖVP gebe ihren jahrzehntelangen Widerstand gegen die gemeinsame Schule der 10- bis 14-jährigen auf, der irrt. Denn das differenzierte Schulsystem soll bleiben, annehmen müsse man sich vor allem der städtischen Problemfälle namens Hauptschule, die in der ÖAAB-Diktion nun zu "Aufstiegsschulen" werden. Damit wolle man klarmachen, dass es vor dem zehnten Lebensjahr keine Bildungsentscheidung geben solle, sondern erst mit dem 14.Lebensjahr, so Spindelegger. Der Übertritt in ein anderes Schulsystem solle weiter möglich sein, allerdings nur nach "Audits", "Talentechecks" und Erfüllung der "Benchmarks".
Jährliche Leistungsüberprüfungen
"Benchmarks, Audits, Talentechecks" - was da einigermaßen technokratisch daherkommt, sieht als Grundidee, jährliche Leistungsüberprüfungen vor, wodurch jedes Jahr auch ein Wechsel von der Hauptschule ins Gymnasium möglich sein soll. Und zusätzlich sollen mit den Talentechecks die Begabungen des Kindes festgestellt werden. Mit einem Wort: die Durchlässigkeit, die es theoretisch ja jetzt schon gibt, soll erhöht und diesmal auch wirklich umgesetzt werden.
Aufruf an die SPÖ
Weiters setzt das ÖAAB-Konzept auf Sprachförderung ab dem letzten Kindergartenjahr, auf einen flächendeckenden Ausbau der Nachmittagsbetreuung. Darauf, "nur die Besten Lehrer werden" sollen, also Aufnahmekriterien und Überprüfungen der Lehrer. Diese sollen in ihrer Tätigkeit in den Klassen von Sozialarbeitern entlastet werden. Und in jedem Bundesland soll es demnach Begabtenklassen geben. ÖAAB-Chef Michael Spindelegger glaubt, dass sich die ÖVP sehr stark bewegt habe, selbiges erwartet er sich nun auch vom Koalitonspartner SPÖ.