Einige befürworten Gesamtschule bis 14

ÖVP nicht geschlossen gegen Karl

Ministerin Karl hat einen Entrüstungssturm in ihrer eigenen Partei, der ÖVP, ausgelöst, weil sie sich für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen ausgesprochen hat. Doch nicht alle in der ÖVP sind gegen sie: es gibt auch gewichtige Befürworter ihres Kurses.

Mittagsjournal, 21.05.2010

Schilcher: ÖVP muss umdenken

Für den ehemaligen steirischen Landesschulratspräsidenten Bernd Schilcher ist es ganz klar, dass die ÖVP irgendwann ihren schulpolitischen Kurs ändern wird/müssen. Internationale Erfahrungen würden den Weg ganz klar weisen - hin zu einer gemeinsamen Schule bis 14, und dass sich Wissenschaftsministerin Beatrix Karl nun in diese Richtung geäußert habe, sei Ausdruck ihrer Betroffenheit als Uni-Verantwortliche: die Ministerin wisse, dass eine Menge Talente vergeudet würden und dass die bildungsfernen Schichten keine Chancen hätten in Österreich aufzusteigen.

Zu Viele schon dafür

Steter Tropfen werde den Stein schon höhlen, gibt sich Schilcher zuversichtlich; da die Wirtschaftskammer, kirchliche Organisationen, die Industriellenvereinigung und praktisch alle Bildungswissenschafter für die gemeinsame Schule plädierten, würden auch die Lehrer, für Schilcher quasi der Hort des Widerstands, letztlich einlenken müssen: der Kreis um Fritz Neugebauer sei nicht mehr sehr sicher in der Sache.

In Finnland habe es ähnliche Entwicklungen gegeben bis nach 20-jähriger Diskussion nur mehr die Lehrergewerkschaften übrig geblieben seien und das Parlament dann keine Rücksicht mehr genommen habe und das Gesetz beschlossen hat.

Leitl steht hinter Karl

Ähnlich Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Er will zwar nicht von einem Match in der ÖVP, sondern vom Austausch von Meinungen sprechen; inhaltlich ist er aber ganz auf Linie von Beatrix Karl: Bildungs- und Wissenschaftsministerin und Sozialpartner befänden sich jetzt in einem Boot. Jetzt müsste man sich mit den Argumenten auseinandersetzen, mit Experten und Pädagogen und die verkrusteten Strukturen aufbrechen.

Die gemeinsame Schule wäre das richtige für Österreich; auch die Zustimmung zum Schulversuch Neue Mittelschule sei eindeutig: wenn alle Beteiligten begeistert seien, dann könne man doch nichts falsch gemacht haben, sagt Leitl.

Busek: Nicht nur Lehrergehälter erhöhen

Etwas vorsichtiger zwei Minister-Vorgänger von Beatrix Karl: Erhard Busek und Elisabeth Gehrer betonen beide, dass es nicht nur um die Organisationsform der gemeinsamen Schule gehen könne: die Gefahr sei groß, dass die Erhöhung der Lehrergehälter als Einziges übrig bleiben und das Problem wieder nicht gelöst werde, so Busek.

Gehrer: An einen Tisch setzen

Gehrer sieht sich überhaupt genötigt, Karls Ausdrucksweise vom Gymnasium für alle etwas zu korrigieren: beste Bildung für alle sei ein guter Ansatz. Jetzt sollte man sich endlich an einen Tisch setzen. Wobei Gehrer vor allem auf die SPÖ-Bildungsministerin abzielt, die endlich die vielfältigen Schulversuche auswerten müsste.

Schilcher: Pröll wird anTaten gemessen

Den eigenen Parteichef, Josef Pröll, will dagegen Bernd Schilcher in die Pflicht nehmen, seine gestrige Kritik an Karl - Pröll hatte von einer Privatmeinung gesprochen - sei ohnehin nicht sehr heftig ausgefallen und sozusagen als Erstreaktion erforderlich gewesen. Pröll wisse, dass er auch an der Bildungspolitik der ÖVP gemessen werden wird.