Konzerte im Wiener Musikverein
Manfred Honeck & Pittsburgh Symphony Orchestra
Österreichische Dirigenten erfreuen sich in den Vereinigten Staaten größter Beliebtheit. Insbesondere wenn es um Führungspositionen geht. Manfred Honeck ist seit 2008 Chef des Pittsburgh Symphony Orchestra, mit dem er sich zurzeit auf einer groß angelegten Europatournee befindet.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 26.05.2010
Beethoven, Schostakowitsch, Brahms und Mahler stehen auf dem Programm des renommierten amerikanischen Pittsburgh Symphony Orchestra, das 1895 gegründet wurde und ein bisschen mitgeholfen hat, seine Heimatstadt nicht mehr bloß als Stahlindustriestadt in der Öffentlichkeit präsentiert zu sehen. Stets legte man großen Wert auf europäische Gastdirigenten oder gar Chefs wie Richard Strauss, Victor Herbert und Otto Klemperer - oder eben jetzt Manfred Honeck. Von ihnen wird das Vermitteln von europäischer Tradition erwartet.
Wenn man ein amerikanisches Orchester übernimmt wie zum Beispiel das Pittsburgh Symphony Orchestra, dann frage man sich schon, welches Ziel man denn habe, sagt Honeck: "Ich denke, dass gerade der Aspekt einer Symbiose von einer Tradition, von der ich komme hier aus Wien, gepaart mit einem stringenten amerikanischen Professionalismus und technischer Perfektion, dass das durchaus seine Reize haben kann."
Beethoven- und Mahler-Projekte
Ein großer Schwerpunkt seiner Arbeit in Pittsburgh ist das "Beethoven Project"; von 2010 bis 2012 werden alle Symphonien und Konzerte von Beethoven zur Aufführung kommen. Im Rahmen des mehrjährig angelegten Mahler-Zyklus' samt CD-Einspielung ist die 1., "Titan", bereits zu Beginn des Jahres erschienen. Die 2. wird es demnächst geben und heuer wird der Mahler-Zyklus mit der 3. und 4. Symphonie fortgesetzt.
"Ich versuche, 100 Jahre zurückzugehen und die Art und Weise des Spielens auch der Volksmusik in diese Symphonien wieder einzubringen", so Honeck. Das klinge für viele Menschen wie neu.
Als Musiker bei den Wiener Philharmonikern
Vor seiner Laufbahn als Dirigent war Manfred Honeck Bratschist bei den Wiener Philharmonikern, eine Zeit, die er heute als wichtigen Grundstein seiner Karriere bezeichnet. Seine ersten Erfahrungen als Dirigent machte er bei dem Jeunesse Orchester in Wien sowie beim Gustav Mahler Jugendorchester.
Mit 33 Jahren verließ er die Wiener Philharmoniker, um als freier Dirigent zu arbeiten: am Opernhaus von Zürich etwa oder als Musikdirektor der Norwegischen Nationaloper in Oslo oder beim Schwedischen Radio Symphonieorchester. Seit 2007 ist er Generalmusikdirektor an der Staatsoper Stuttgart.
"Opern zu dirigieren ist immer auch ein Teil meiner musikalischen Laufbahn gewesen." In der Wiener Staatsoper habe er die Oper lieben gelernt und er werde auch weiter Oper betreuen, sagt Honeck.
Von Sponsoren abhängig
Auch wenn das Pittsburgh Symphonie Orchestra zu den wichtigsten und renommiertesten Klangkörpern der Vereinigten Staaten zählt, ist die Wirtschaftskrise nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Amerikanische Orchester werden ja im Gegensatz zu europäischen keineswegs von Staat unterstützt - Bildungsauftrag liegt also nicht in staatlicher Hand. Man ist zu 100 Prozent abhängig von Sponsoren.
Jedes Orchester in Amerika hat eine Rücklage, von der es zirka fünf Prozent für den operativen Bereich verwenden darf. Also von 100 Mio. Dollar bleiben 5 Mio. für den künstlerischen Betrieb. Es ist also wichtig, Sponsoren auch in finanziell engen Zeiten bei der Stange zu halten und zu begeistern.
"Es gibt kein Orchester, das von der Finanzkrise nicht irgendwie getroffen worden wäre", so Honeck. "Wir haben das Glück in Pittsburgh, dass wie nach wie vor die sogenannten 'Engel', also Menschen, die sich um das Orchester bemühen, haben. Nur so können wir überhaupt diese Tourneen - die ja auch teuer sind - machen."
Textfassung: Ruth Halle
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