Sechs Schiffe in Hafenstadt eskortiert

Gaza-Hilfsflotte gestürmt

Für große internationale Aufregung sorgt der Einsatz der israelischen Streitkräfte. Sie stürmten einen internationalen Schiffskonvoi mit Hilfsgütern für den Gazastreifen. Mindestens zehn Menschen wurden getötet. Die sechs Schiffe mit 700 Aktivisten wurden von der israelischen Marine ins Schlepptau genommen und in die Hafenstadt Ashdod eskortiert.

Abendjournal, 31.05.2010

Hergang umstritten

Nicht erst in den Hoheitsgewässern vor dem Gazastreifen, sondern schon 70 Seemeilen vor der Küste in internationalen Gewässern nahmen israelische Kampfboote noch vor Tagesanbruch ersten Kontakt mit den sechs Schiffen der so genannten "Freiheitsflotte" auf.

Die rund 700 propalästinensischen Aktivisten leisteten wie erwartet der Aufforderung zum Abdrehen nicht Folge, der weitere Hergang ist umstritten.

Widersprüchliche Aussagen

Die Soldaten hätten sofort das Feuer eröffnet, sagt Greta Berlin, eine Sprecherin der Aktivisten, aus Zypern: "Israelische Kommandos sind zumindest auf dem türkischen Schiff gelandet und haben zu schießen begonnen".

Israels Armeesprecher Avi Benayahu sagt, die Aktivisten hätten schwere Gewalt angewendet. "Die Soldaten waren fast in einer Lynchsituation, sie wurden mit Messern, Schlagstöcken, Eisenstangen angegriffen, sie wurden auch beschossen". Das Ergebnis ist jedenfalls verheerend – mindestens 10 Tote und viele Verletzte.

Palästinenser: "Massaker"

Und die politischen Auswirkungen sind noch gar nicht abzuschätzen. Die Türkei hat ihren Botschafter aus Israel abberufen, in Ankara, Athen, Stockholm, Madrid verlangt man von Israel Erklärungen, die Arabische Liga wird eine dringliche Sitzung abhalten.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einem „Massaker“. Die israelische Armee und Exekutive rechnet mit Aufmärschen und Unruhen sowohl in der Palästinenserautonomie als auch in arabischen Wohngebieten innerhalb Israels. Und in dieser Atmosphäre kann man sich nicht vorstellen, dass die eben erst begonnenen indirekten Friedensgespräche weitergehen.

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