Der Körper als politisches Kampfinstrument
Hunger
1981 kam es im nordirischen Maze-Gefängnis zu einem Hungerstreik von Gefangenen der Irisch-Republikanischen Armee, an dem insgesamt 10 Häftlinge starben. Angeführt wurde der Hungerstreik von Bobby Sands. Sein Schicksal wird im britischen Film "Hunger" nachgestellt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 01.06.2010
Um die Rolle von Sands glaubhaft Darstellern zu könnten hat der irische-deutsche Schauspieler Michael Fassbaender fast 20 Kilo abgenommen.
Sie verweigern die Anstaltskleidung und sitzen nackt, nur in Decken eingehüllt in ihren Zellen, sie beschmieren die Wände mit Kot, sie schlagen mit ihren Blechschüsseln auf den Boden, kurzum die IRA-Häftlinge, die im Gefängnis sitzen, sind - wie es im offziellen Jargon heißt - unkooperativ. Und die Gefängnisleitung reagiert mit Härte, zum Waschen und Haareschneiden werden die Gefangenen mit brutalem Zwang vorgeführt.
Um die Rolle von Sands glaubhaft Darstellern zu könnten hat der irische-deutsche Schauspieler Michael Fassbaender fast 20 Kilo abgenommen.
Sie verweigern die Anstaltskleidung und sitzen nackt, nur in Decken eingehüllt in ihren Zellen, sie beschmieren die Wände mit Kot, sie schlagen mit ihren Blechschüsseln auf den Boden, kurzum die IRA-Häftlinge, die im Gefängnis sitzen, sind - wie es im offziellen Jargon heißt - unkooperativ. Und die Gefängnisleitung reagiert mit Härte, zum Waschen und Haareschneiden werden die Gefangenen mit brutalem Zwang vorgeführt.
Anführer Bobby Sands
Schon die äußerlichen Ereignisse machen klar: die Fronten sind hier verhärtet, ein Nachgeben findet weder auf der einen noch der anderen Seite statt, im Gegenteil, Repression ruft noch mehr Widerstand hervor, bis zum allerletzten Mittel, einem Hungerstreik, dessen Anführer Bobby Sands war. Er starb nach 66 Tagen an den Folgen der Nahrungsverweigerung.
Der britische Regisseur Steve McQueen, der bisher als bildender Künstler arbeitete und dabei oft den menschlichen Körper in den Mittelpunkt stellte, setzt dieses Thema auch in seinem Spielfilmdebut "Hunger", fort, vor allem wenn es darum geht, die extremen Umstände im Gefängnis durch lange Einstellungen nachvollziehbar zu machen, die Gewalt, den Gestank, aber auch die minutiöse Inszenierung des Körpers als politisches Kampfinstrument.
Körperlicher Verfall
Im Zentrum des Films steht eine mehr als 20-minütige Unterredung zwischen Bobby Sands und einem Priester. Dabei werden die Argumente für und gegen den Hungerstreik abgewogen. Doch die Entscheidung ist längst gefallen.
Im dritten Teil begleitet der Film den körperlichen und geistigen Verfall, das Wundliegen mit Blut und Eiter, die zunehmende Gebrechlichkeit, das Versagen der Sinne. Steve McQeen bleibt dabei ein kompromissloser, aber stets respektvoller Beobachter auf Distanz, weder um Mitleid werbend noch falschem Märtyrertum huldigend.