135.000 Euro Gegenwert
ÖNB gibt geraubte Bücher zurück
Die Nationalbibliothek hat mehr als 8.000 von den Nationalsozialisten geraubte Bücher zurückgegeben. Es war ein symbolischer Akt, denn die ehemaligen Besitzer wurden vertrieben oder ermordet. Die Nationalbibliothek hat den Gegenwert der Bücher in Euro dem Nationalfonds für NS-Opfer übergeben.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 01.06.2010
Besitzer nicht auffindbar
Der Nationalfonds der Republik für die Opfer des Nationalsozialismus bekommt 135.000 Euro. Das ist der geschätzte Gegenwert der Bücher, die heute von der Nationalbibliothek übergeben und im Anschluss wieder zurückgekauft wurden. Trotz intensiver Bemühungen seien die ehemaligen Besitzer oder deren Erben nicht mehr zu finden, sagt Johanna Rachinger von der Nationalbibliothek: "Es ist traurig und beschämend, dass so viel Zeit vergehen musste: 65 Jahre bis die letzten verbliebenen Reste der NS-Raubzüge in diesem Haus bereinigt werden konnten."
Erlös an NS-Opfer
Es sei das erste Mal, dass dem Nationalfonds Kunstgegenstände direkt übereignet werden, sagt Hannah Lessing vom Nationalfonds. Der Erlös geht an die letzten überlebenden NS-Opfer. Ihnen, die ebenso wie die ursprünglichen Eigentümerinnen und Eigentümer der Bücher vom nationalsozialistischen Regime verfolgt wurden, würde er am ehesten zustehen, sagt Lessing. Es sei das einzige, was noch zu tun bliebe.
Parlamentsbibliothek ebenfalls überprüft
Parlamentspräsidentin Barbara Prammer ist Vorsitzende des Kuratoriums des Nationalfonds. Sie begrüßte die heutige Übergabe, stellte aber auch klar, dass die Naturalrestitution geraubter Kunstgegenstände weiterhin Vorrang habe: „Noch lieber als die Danksagung wäre mir natürlich gewesen, das wir gemeinsam den gesamten Bestand an die rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümer zurückgeben können", sagt Prammer. Darüberhinaus hat sie angekündigt, auch die Bibliothek des Parlaments auf geraubte Bücher durchforsten zu lassen und noch heuer einen Bericht dazu vorzulegen.