Honorar-Streit mit Ärztekammer

SVA-Versicherte zahlen mehr

Seit gestern müssen mehr als 400.000 Patienten ihre Arztbesuche bar bezahlen. Wegen eines Honorarstreits gibt es keinen Vertrag mehr zwischen Ärztekammer und der SVA, der Sozial-Versicherungs-Anstalt der gewerblichen Wirtschaft. Die Arztbesuche sind auch teurer geworden.

Mittagsjournal, 02.06.2010

Keine fixen Honorarsätze mehr

Der Honorarstreit hat für über 400.000 selbständig Versicherte mehrere Folgen: Sie müssen beim Arztbesuch bar zahlen, die Honorarnote bei der SVA einreichen und danach warten, bis sie ihr Geld zurückbekommen. 20 Prozent Selbstbehalt für Selbständige gab es in ihrer Versicherung SVA schon bisher, allerdings von fixen Honorarsätzen für die jeweilige Behandlung. Diese fixen Honorarsätze gelten aber seit 1.Juni nicht mehr. Müssen diese SVA-Versicherten für Arztbesuche möglicherweise auch mehr zahlen? Katja Arthofer, Expertin der ORF-Innenpolitik-Redaktion, gibt Auskunft:

Ärzte entscheiden selbst

Wahrscheinlich müssen Patienten mehr zahlen - das hängt aber vom jeweiligen Arzt ab. Im vertragslosen Zustand, da kann jeder Arzt nämlich prinzipiell verlangen, was er will. Außerdem empfiehlt die Ärztekammer den Ärzten, 20 Prozent höhere Tarife zu verlangen, weil es seit mehr als vier Jahren keine Erhöhung mehr gegeben hat. Die Patienten bekommen aber nur 80 Prozent der bisherigen Tarife zurück.

Was wird teurer?

Steht also zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung mit 20 Euro in der Tarifliste, dann bekommt der Patient im Nachhinein 16 Euro zurück, auch wenn der Arzt gemäß der Empfehlung 24 Euro dafür verrechnet hat. Statt wie bisher 4 Euro müsste der Patient in diesem Fall also 8 Euro selbst bezahlen.

Was machen Patienten mit kleinem Einkommen?

Mehr als die Hälfte der Versicherten bei der SVA sind nur zur Mindestbeitragsgrundlage versichert, das sind nicht einmal 1000 Euro im Monat. Diese Patienten können sich an die SVA wenden und bekommen dann von der Versicherung einen Vorschuss ausbezahlt. Außerdem will die SVA auch noch einen Härtefonds einrichten.

Nehmen Ärzte die e-Card noch?

Die SVA hat den Ärzten angeboten, auch im vertragslosen Zustand wie bisher bargeldlos über E-Card abzurechnen. Die Kasse zahlt den Ärzten dafür vier Prozent mehr Honorar, wenn sie aus der ablehnenden Front der Ärztekammer aussteigen. Die Ärztekammer geht allerdings davon aus, dass nur wenige Ärzte auf dieses Angebot eingehen werden. Wie viele es letztendlich sind, wird man erst Anfang Juli wissen, wenn die SVA die Juni-Abrechnung gemacht hat. Dann liegen die Zahlen schwarz auf weiß vor. Die Sozialversicherung arbeitet aber schon jetzt an einer Liste, welche Ärzte die e-Card trotzdem nehmen, also bargeldlos abrechnen - eine Zahl liegt da auch schon vor: In Kärnten sind es im Moment 55 Ärzte die weiter bargeldlos abrechnen, aber wie gesagt die Liste wird gerade erst erstellt.

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SVA