Brandermittler nehmen Arbeit auf
Gasexplosion: Suche nach der Ursache
Nach der verheerenden Gasexplosion in St. Pölten suchen Brandermittler nach der Ursache. Gutachter und Experten von Bundes- und Landeskriminalamt ermitteln im Auftrag der Staatsanwaltschaft, was die Expolsion verursacht haben könnte, bei der fünf Menschen ums Leben gekommen sind.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 04.06.2010
Brandermittler suchen Ursache
Am Unglücksort in St. Pölten haben wieder Baggerarbeiten begonnen: jetzt nicht mehr zur Bergung von Opfern sondern zur Klärung der Unglücksursache. Unter den zahlreichen Anrainern, die dabei zusehen, sind so manche, die nicht nur bestürzt sind sondern auch besorgt, dass es auch bei ihnen eine Explosion geben könnte. Auch deshalb versuchen die Brandermittler möglichst rasch und genau, wie sie die sagen, die Explosions-Ursache zu klären.
EVN hat Kurzschluss registriert
Begonnen wird mit Grabungen unter der Straße vor dem zerstörten Haus, wo eine defekte 20-Kilovolt-Stromleitung die Gasleitung beschädigt haben könnte, sagt Brandermittler Christian Tisch. Faktum sei, dass es in der Erde vor dem Haus ein Hochspannungskabel und auch eine Gasleitung gibt. Bei der EVN sei ein Kurzschluss an dem Kabel registriert worden. Jetzt müsse überprüft werden, an welcher Stelle der Kurzschluss war, sagt Tisch.
Gasgeräte-Teile sichergestellt
Der Kurzschluss dürfte auch der Grund für einen Stromausfall vorgestern Abend gewesen sein. An sich, so Ermittler Tisch, müssen zwischen Gasleitungen und Stromleitungen aber Sicherheitsabstände eingehalten werden, damit Kurzschlüsse nicht zu Schäden an Gasleitungen führen. Die Ermittler hier wollen sich nach und nach auch in Richtung des zerstörten Gebäudes vorarbeiten. Trotz der schweren Explosion konnten Gasgeräte bzw. Teile davon aus dem Haus sichergestellt werden, die ebenfalls Hinweise auf die Explosionsursache bringen könnten, so der Brandermittler.
Mehrere Ursachen möglich
Dass die Explosion die Folge von Fahrlässigkeit eines Hausbewohners oder gar einer vorsätzlichen Handlung war, auch das schließen die Ermittler derzeit nicht ganz aus. Weitere Hinweise könnten Gasmessungen bringen, die der niederösterreichische Energieversorger EVN gestern durchgeführt hat. Wo die höchste Gaskonzentration gemessen wurde, dort könnte sich ein Gasleck befunden haben. Wo das der Fall war, will derzeit aber niemand sagen.
2000 Haushalte ohne Gas
Die EVN ist unterdessen dabei, auch umliegende Straßen aufzugraben, um die Gasleitungen, die zum Unglücksort führen, völlig abzudichten. Das Ziel: Noch heute sollen rund 2000 Haushalte, die noch ohne Gasversorgung sind, wieder mit Gas versorgt werden. Und Sachverständige haben begonnen, die Höhe des Schadens an Häusern in der Umgebung festzustellen.
5 Tote einer Familie
So gut wie sicher ist, dass bei der Explosion ein betagtes Ehepaar ums Leben gekommen ist sowie seine Tochter, ihr Lebensgefährte, der aus Nigeria stammt, und eine 17-jährige Enkeltochter. Eine zweite Enkeltochter hat überlebt, weil sie nicht zuhause war. Sie und andere Angehörige werden von Psychologen des Kriseninterventionsteams hier in St. Pölten betreut.
Gasexplosionen sind selten
Etwa 30 Prozent der heimischen Haushalte haben einen Gasanschluss. Grundsätzlich gilt Gas als sehr sicherer Energieträger. Im Normalfall ereignen sich Gasunfälle vor allem durch schlecht gewartete Thermen. Gasexposionen sind hingegen, so Fachleute, äußerst selten.