Ein Land im Fußball-Fieber

Südafrika vor der WM

Am 11.Juni beginnt in Südafrika die Fußball-Weltmeisterschaft. Die Stadien sind fertig, die Südafrikaner freuen sich auf die WM. Und viele wollen die Nörgler, vor allem aus Großbritannien und Deutschland, eines Besseren belehren.

Mittagsjournal, 05.06.2010

Auftakt-Shows eifrig trainiert

Eine Woche noch, dann wird Afrikas erste Fußball-Weltmeisterschaft in Johannesburg angepfiffen. Das WM-Fieber steigt, die Kap-Nation stimmt sich mit Flaggenmeeren auf die anreisenden Besucher aus aller Welt ein. Künstler, Schüler und Musiker üben fleißig für die Auftakt-Show und das Eröffnungskonzert, und am Himmel über Pretoria trainieren die Air-Force-Piloten akrobatische Formationen für die Eröffnungszeremonie. Die ersten WM-Teams sind eingetroffen, und von wirklich großen Problemen ist bisher noch nichts bekanntgeworden.

Erleichterung bei Organisatoren

Der Slogan "Ke Nako" (Es ist an der Zeit) bekommt auf einmal völlig neue Bedeutung. "Es gibt nichts mehr für uns zu tun, jetzt können wir uns zurücklehnen und die 32 (Spiel-)Tage genießen", erklärte ein sichtlich zufriedener FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Dem nationalen Cheforganisator Danny Jordaan ist die Erleichterung anzumerken, dass die Zeit des Zweifels nun endlich beendet ist. Immer wieder hatte er in den vergangenen Jahren die gleichen Fragen nach der rechtzeitigen Fertigstellung von Stadien oder der Infrastruktur im Lande beantworten müssen.

"Es ist einfach wunderbar, die Trendwende bei den Zweiflern zu beobachten, die sich nun in Gläubige wandeln", betonte ein sichtlich ermattet wirkender Jordaan. Schon vor dem Anpfiff gilt die erste WM auf afrikanischem Boden als Erfolg für die FIFA. Der zunächst schleppend angelaufene Kartenverkauf hat spürbar angezogen und den der WM 2006 übertroffen: Die Stadien sind fast ausverkauft. "Ich bin zuversichtlich, dass wir Geschichte geschrieben haben. Wir haben gehalten, was wir versprochen haben", sagte Cheforganisator Irvin Khoza.

Manche fühlen sich ausgegrenzt

Doch Glanz und Elend liegen wie so oft in Südafrika auch bei der WM häufig nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Unbeirrt vom sportlichen Großereignis brodelt zudem an vielen Orten weiterhin der Volkszorn. Viele Südafrikaner auf dem Lande fühlen sich ausgegrenzt vom städtischen Glanz, sie wollen akzeptable Behausungen mit Strom und funktionierenden Abwassersystemen. Die Frustration vieler Township-Bewohner bleibt unbeirrt vom sportlichen Großereignis bestehen. Randale und Streiks dürften vor allem fernab der glänzenden WM-Standorte auch in den kommenden Wochen weitergehen, fürchten Beobachter.

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