BP meldet Fortschritte

Teilerfolg bei Bekämpfung der Ölpest

Im Kampf gegen die Ölpest verzeichnet BP nach eigenen Angaben Fortschritte. Der am Donnerstag installierte Absaug-Trichter funktioniert offenbar besser als erwartet. Laut BP wird bald der Großteil des ausströmenden Öls damit abgesaugt werden können. Doch es bleibt weiterhin unklar wie viel Öl täglich aus dem defekten Leck austritt.

Abendjournal, 06.06.2010

Absaugung gestartet

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko hat der Energiekonzern BP am Wochenende einen Teilerfolg vermeldet: Mithilfe eines über das Bohrloch in rund 1.600 Meter Tiefe gestülpten Trichters würden täglich etwa 1,6 Millionen Liter Öl und damit deutlich mehr als in den Tagen zuvor abgesaugt, sagte BP-Chef Tony Hayward am Sonntag dem britischen Rundfunksender BBC. Einen Rücktritt lehnte er ab. US-Präsident Barack Obama forderte vom BP-Konzern angemessene Entschädigungen für die Betroffenen der Ölkatastrophe.

Am Samstag hatte der Sonderbeauftragte der US-Regierung, Admiral Thad Allen, gesagt, in den ersten 24 Stunden nach Inbetriebnahme der Absaugvorrichtung seien rund 950.000 Liter Öl aufgenommen worden. BP konnte demnach bis Sonntag die Menge des aufgefangenen Öls um fast 70 Prozent erhöhen. Allerdings herrscht Unklarheit darüber, wie viel Öl bisher in den Golf von Mexiko strömte. Schätzungen von Experten der Regierung zufolge waren es täglich zwischen 1,9 und drei Millionen Liter. BP fing damit möglicherweise lediglich etwas mehr als die Hälfte des Öls auf.

Trichter seit Donnerstag

Am Donnerstag hatte BP mit Unterwasser-Robotern den Trichter auf die gekappte Steigleitung des defekten Bohrlochs gestülpt. Die Konstruktion soll das Abpumpen des ausströmenden Öls ermöglichen. An dem Trichter sind Ventile angebracht, welche die Bildung von Eiskristallen verhindern sollen. An solchen Eiskristallen war ein erster Versuch gescheitert. Durch die Ventile strömt derzeit noch Öl aus, sie sollen nach und nach geschlossen werden.

In der BBC kündigte Hayward an, im Laufe der Woche solle eine weitere Absaugvorrichtung installiert werden. Dann könne "ein Großteil" des Öls aufgefangen werden. Bis Monatsende wolle BP eine stabilere Vorrichtung anbringen, die auch die Hurrikans der Ende August beginnenden Sturmsaison aushalten. Endgültig geschlossen werden kann das Loch vermutlich erst, wenn Entlastungsbohrungen vorgenommen wurden. Die Arbeiten werden vermutlich bis August dauern.

BP hat bisher nach eigenen Angaben 46 Millionen Dollar (38 Millionen Euro) an Entschädigungen für die betroffenen Küstenbewohner ausgezahlt. Für den Juni werde ein Betrag in etwa gleicher Höhe erwartet, sagte der Koordinator von BP für Entschädigungsforderungen, Darryl Willis. Es seien in erster Linie Fischer entschädigt worden.

Obama: "BP hat moralische Verpflichtung"

Obama sagte bei seinem dritten Besuch in der Region am Freitag, BP habe "moralische und rechtliche Verpflichtungen" im Zusammenhang mit den Schäden am Golf von Mexiko. Er verwies auf die Dividenden in Höhe von mehr als zehn Milliarden Dollar (8,3 Milliarden Euro), die BP an seine Aktionäre auszahlen will, sowie auf die 50 Millionen Dollar teure TV-Kampagne, mit welcher der Ölkonzern sein Image retten will.

Unterdessen wurden die Folgen der gigantischen Ölpest immer deutlicher sichtbar. An der Küste drang das Öl weiter in das ökologisch sensible Sumpfland vor, Wellen spülten in immer mehr Regionen schmierige Ölklumpen an die Strände der betroffenen US-Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida.