Staatssekretäre uneins
Gruppenpraxen statt Kleinspitäler?
Uneinigkeit vor dem Ministerrat auch beim Thema Gesundheit: SPÖ-Finanzstaatsekretär Andreas Schieder schlägt vor, durch die Zusammenlegung oder Sperre von Kleinspitälern Kosten zu sparen. Schieders ÖVP-Gegenüber im Finanzministerium, Staatssekretär Reinhold Lopatka, ist dagegen. Er will, dass sich die Spitäler auf einzelne Bereiche spezialisieren
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 08.06.2010
Ärzte statt Kleinspitäler
Die SPÖ will die Existenz von Kleinspitälern mit weniger als 300 Betten hinterfragen. Die Bundesländer würden die Verantwortung dafür tragen, "kleine unrentable Standorte, die auch medizinisch nicht sinnvoll sind, zu schließen", sagte Finanzstaatssekretär Schieder vor dem Ministerrat. Im Gegenzug müsse allerdings die Versorgung durch niedergelassene Ärzte verbessert werden. Insgesamt gibt es 260 Spiäler in Österreich. Mehr als die Hälfte von ihnen, nämlich 150, haben weniger als 300 Betten.
Mehr Gruppenpraxen
Schieder sieht "großes Potenzial" durch Spitalsfusionen und die Schaffung sinnvoller Strukturen. "Das heißt auch, dass man kleine Spitäler schließen muss", sagt Schieder. "Aber es muss gleichzeitig garantiert sein, dass der niedergelassene Bereich die Versorgung der Bevölkerung sicher stellt", betont der SP-Politiker. Derzeit sei es kaum möglich, am Freitagnachmittag einen Facharzt zu finden. Daher brauche man Gruppenpraxen mit längeren Öffnungszeiten. Rückendeckung hat Schieder vom SPÖ-Bundeskanzler: Werner Faymann sagt, er untstütze Schieder in seinen Bemühungen.
Lopatka gegen Schließungen
ÖVP-Staatssekretär Lopatka ist strikt gegen das Zusperren von Spitälern. "Die Radikalvariante ist immer Schließen. Aber die Radikalvariante muss nicht die bessere sein." Lopatka setzt eher auf Spezialisierung. Nicht jedes Kleinkrankenhaus müsse beispielsweise eine Chirurgie, eine Geburtenstation und eine interne Abteilung haben.
Lopatka: Kassen zusammenlegen
Sparpotenzial sieht Lopatka auch bei den Krankenkassen. Die Zusammenlegung einzelner Kassen ist für ihn kein Tabu. Die Sozialpartner seien aufgerufen sich hier etwas zu überlegen, so Lopatka. Da ist wiederum Anders Schieder von der SPÖ zurückhaltend: Die Verwaltungskosten bei den Krankenkassen seien schon reduziert worden, das sei der richtige Weg.