Doppelt so viel Öl fließt aus

Ausmaß der Katastrophe verheerend

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ist sichtlich noch viel schlimmer als bisher angenommen. Amerikanischer Wissenschaftler haben ihre Schätzungen, wie viel Öl täglich aus dem Leck ins Meer austritt, revidiert - auf das Doppelte der zuletzt vermuteten Menge.

Abendjournal, 11.06.2010

Schlimmer als Exxon-Valdez

20 bis 40.000 Fass Öl sprudeln jeden Tag aus dem lecken Bohrloch in den Golf von Mexiko - das ist die neueste Schätzung der von der US-Regierung eingesetzten Expertengruppe - es ist dies doppelt soviel, wie noch gestern als wahrscheinlich galt - und vier bis acht mal mehr, als der Ölkonzern BP zu Beginn der Katastrophe vor sieben Wochen angegeben hatte. Um eine Vorstellung für die Ölmengen zu bekommen: Es ist als würde sich das Unglück der Exxon-Valdez einmal pro Woche wiederholen, jenes Unglück im Jahr 1989 vor Alaska, das die bisher schlimmste Ölpest der US-Geschichte verursacht hat.

Absaugung hilft nur wenig

BP versucht nach wie vor, einen Teil der austretenden Ölmenge abzusaugen - doch die neuesten Schätzungen der Regierungsexperten-Gruppe machen es klar - vielleicht noch die Hälfte des auslaufenden Öls, vielleicht auch mehr, gelangen auch weiter ins offene Meer.

Doch trotz dieser neuesten Schreckensmeldungen - für BP war der heutige Tag nicht der schlimmste in den vergangenen Wochen - die gestern auf ein Rekordtief abgestürzte BP-Aktie erholte sich leicht und legte um 7 Prozent zu.

Britischer Premier greift ein

Geholfen dürfte dem Aktienkurs haben, dass sich der britische Premierminister Cameron gestern demonstrativ hinter BP gestellt und für morgen auch ein Telefongespräch mit US-Präsident Obama vereinbart hat. In Großbritannien geht nämlich inzwischen die Angst vor einem wirtschaftlichen Niedergang von BP um - der britische Konzern war bisher stets der größte Dividendenzahler des Landes.

Nun hat BP-Chef Hayward in einem Zeitungsinterview erklärt, BP halte sich bezüglich der Dividende alle Optionen offen, möglich erscheint nun also eine Kürzung oder sogar ein Totalausfall. Und das würde unter anderem etliche britische Pensionskassen schwer treffen - sie sind oft von den BP-Aktien abhängig.