Zehntausende Usbeken auf der Flucht
Moskau überlegt doch Militärhilfe für Kirgisen
Russland überlegt nun doch Kirgistan militärische Hilfe zu leisten. Die Chefin der kirigisischen Übergangsregierung Rosa Otunbajewa hatte um russische Militärhilfe gebeten. Ihre Regierung schafft es nicht die ethnischen Zusammenstöße und Plünderungen zu stoppen. Tausende Usbeken sind über die Grenze nach Usbekistan geflüchtet.
8. April 2017, 21:58
Heute Militärtreffen in Moskau
Kremlchef Dmitri Medwedew will wegen der blutigen Unruhen im Süden von Kirgistan nun doch die Frage eines militärischen Beistands erörtern lassen. Dazu treffen sich an diesem Montag in Moskau die Gremien der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), einer Militärorganisation früherer Sowjetstaaten, wie der Radiosender Echo Moskwy berichtete.
Schon 114 Tote
In der Stadt Osh war die Lage laut kirgisischen Medien am Montagmorgen etwas ruhiger, während es in Jalalabad zu neuen ethnischen Zusammenstößen zwischen Kirgisen und Usbeken kam. Die Zahl der Toten stieg nach offiziellen Angaben auf 114, mehr als 1.500 Menschen wurden verletzt. Zehntausende Usbeken sind auf der Flucht.
Russland soll "Friedenstruppen" schicken
Die ethnischen Auseinandersetzungen im Fergana-Tal müssten nun so rasch wie möglich beendet werden, sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax. Bei der Krisensitzung der OVKS sollten alle Mittel ausgelotet werden, um den "Bürgerfrieden" im Süden Kirgistans wiederherzustellen. Medwedew reagierte damit auf eine neue Bitte der kirgisischen Übergangsregierungschefin Rosa Otunbajewa, Friedenstruppen zur Verstärkung zu schicken. Russland hatte dies am Samstag zunächst abgelehnt. Das Militär des Hochgebirgslandes an der Grenze zu China gilt als chronisch unterfinanziert und schwach.
Unruhen seit Sturz von Ex-Premier Bakijew
Russland hatte am Sonntag ein Sonderkontingent mit Fallschirmjägern in drei Militärmaschinen nach Kirgistan transportieren lassen. Die Soldaten sollten aber nur den russischen Stützpunkt im nordkirgisischen Kant beschützen, hieß es. Nur im Süden ist die Führung nicht mehr Herr der Lage. Kirgistan kommt seit dem Sturz des autoritären kirgisischen Präsidenten Kurmanbek Bakijew Anfang April nicht mehr zur Ruhe.
Bakijews Clan als Agents Provocateurs?
Die Interimsregierung vermutet Bakijews Familienclan hinter den Krawallen. Provokateure sollen durch gezielte Morde unter Kirgisen und Usbeken die seit langem in Spannung lebenden Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgebracht haben. Die Usbeken geben die Zahl der Toten mit über 500 an. Das Rote Kreuz beklagte, dass viele Leichen ohne vorherige Identifizierung begraben würden. Es sind die schwersten Zusammenstöße seit 20 Jahren.