Rasches Ende der Bohrungen im Golf unmöglich
Ölexperte: USA brauchen Ölförderung
Das Ölpest-Desaster im Golf von Mexiko kann noch zu einer gehörigen Belastungsprobe für BP werden, sagt der Erölexperte Karl Rose. Und er glaubt nicht, dass US-Präsident Obama kurzfristig auf die Ölförderung im Golf von Mexiko verzichten kann.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 17.06.2010
Kurzfristiger Verzicht unmöglich
Karl Rose kennt sich im Ölgeschäft aus, wie kaum ein anderer: Der gebürtige Grazer hat 25 Jahre lang weltweit für den niederländischen Ölriesen Shell gearbeitet, zuletzt als Chef-Stratege in der Konzernzentrale in Den Haag. Rose rechnet nicht damit, dass US-Präsident Obama die Ölbohrungen im Mexiko kurzfristig einstellen kann. Die Region sei "die nationale Quelle der fossilen Energie schlechthin für die USA". Darauf in kurzer Zeit vollständig zu verzichten, werde nicht möglich sein, sagt Rose im Mittagsjournal-Interview. Bei ausreichendem politischen Willen sei zwar eine Verlagerung zu alternativen Energiequellen möglich, dafür müsse man aber einen Zeitrahmen von ein bis zwei Jahrzehnten annehmen.
Risiko weiterer Kursverluste
Wenn die Ersatzbohrung rasch vorankomme und das Ausfließen stoppen könne, sei eine Schadensaufnahme und die Bereinigung möglich, sagt Rose im Ö1-Mittagsjournal-Interview. Sollte es aber weitere Schwierigkeiten geben, dann steige für BP das Risiko weiterer Aktienkursverluste. "BP ist einer der größten Konzerne der Welt, da braucht es schon einiges, um unterzugehen. Aber solche Katastrophen sind natürlich nicht zu unterschätzen."
Auch in der Nordsee möglich?
Der Erdölexperte äußert sich überrascht, dass alle Sicherheitsvorkehrungen gleichzeitig versagt haben. Dennoch: Befürchtungen von Greenpeace, dass es in der Nordsee ganz ähnliche Bohrinseln gebe und auch dort derartige Ölkatastrophen möglich wären, teilt Rose nicht ganz. In der Nordsee gebe es andere Sicherheitsvorkehrungen. "Aber wo Menschen tätig sind, kann es auch zu Unfällen kommen", so Rose.
Ursachen analysieren
Ein Verbot solcher Offshore-Bohrungen hielte Rose übertrieben, schließlich seien schon Tausende solcher Bohrungen ohne Probleme abgeschlossen worden. Vielmehr müsse man die Ursachen analysieren und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen einführen, die verhindern, dass menschliches Versagen zu einer Katastrophe führen könne. Besonders zu untersuchen sei, warum die drei unterschiedlichen Sicherheitsventile am Meeresboden "als letzte Linie der Verteidigung" nicht funktioniert haben.