Erstmals seit 14 Jahren

Hinrichtung durch Erschießen in USA

Im US-Bundesstaat Utah ist erstmals seit 14 Jahren wieder ein Häftling durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Der 49-jährige Ronnie Lee Gardner hat vor 25 Jahren einen Anwalt erschossen. Im vergangenen Jahr wurden man in den Vereinigten Staaten 52 Menschen exekutiert.

Mittagsjournal, 18.06.2010

Fünf Schützen zielen auf Herz

Ronnie Lee Gardner stirbt kurz nach Mitternacht, er wird auf einen eigens gefertigten Stuhl festgeschnallt, man stülpt ihm eine schwarze Kapuze über und das Erschießungskommando tritt an, fünf Schützen zielen auf das Herz des Delinquenten, das mit einem Stück Tuch gekennzeichnet ist, dann feuern sie: "Möge Gott ihm die Gnade gewähren, die er seinem Opfer verwehrt hat," mit diesen Worten setzt der Justizminister des Bundesstaates Staates Utah einen Schlusspunkt.

Dieser Satz ist bizarr, er macht wirklich betroffen, meint Heinz Patzelt von Amnesty International Österreich. Genau dieser Justizminister hätte Gnade für Recht ergehen lassen können.

Heute nur mehr Giftspritze

Ronnie Lee Gardner hat sich für den Tod durch Erschießen entschieden, als das in Utah noch erlaubt war. Seither wird in diesem Bundesstaat mit der Giftspritze hingerichtet. Ist das ein Unterschied, nein sagt Heinz Patzelt. Es handle sich um staatlichen Mord. Erschießen zeige wesentlich krasser, dass Blut vergossen wird.

Ronnie Lee Gardner selbst hat sich zuletzt zu seiner Schuld bekannt. "Ich habe mich geändert, es ist nicht etwas, was über Nacht passiert, es war einfach an der Zeit, erwachsen zu werden".

Letztes Gnadengesuch abgelehnt

Vor 25 Jahren hat Ronnie Lee Gardner bei einem Fluchtversuch einen Anwalt erschossen. Es ist bemerkenswert, dass sich gerade die Familie seines Opfers für ihn eingesetzt hat, weil dieser stets ein Gegner der Todesstrafe gewesen ist.
Aber die Justiz hat das nicht beeindruckt, nur wenige Tage vor seiner Hinrichtung bittet der verurteilte Mörder noch einmal um Gnade, aber das Oberste US-Gericht lehnt es ab, die Todesstrafe in eine lebenslange Gefängnisstrafe umzuwandeln.

Patzelt: Umdenken findet statt

Dennoch: auch in den USA hat längst eine Diskussion über die Abschaffung der Todesstrafe begonnen, meint Heinz Patzelt, Immerhin werden Minderjährige und geistig Behinderte nicht mehr hingerichtet. Für Heinz Patzelt sind das typische Verhaltensweisen für einen Staat, der sich von der Todesstrafe allmählich verabschiedet - ein letztes Aufbäumen eines Justizsystems, das auf dem Weg der Besserung ist, wenn auch aus erstaunlichen Gründen. Es gibt keine Ethikdiskussion, vielmehr komme man in Zeiten der Wirtschaftskrise drauf, dass die Todesstrafe ein sehr teures System ist, so Heinz Patzelt von Amnesty internationale, so man kann der Wirtschaftskrise also auch einen positiven Aspekt abgewinnen.