Unabhängige Untersuchung der Unruhen
Kirgistan erlaubt Beobachter
Die kirgisische Übergangsregierung von Präsidentin Rosa Otunbajewa willigt in eine unabhängige Untersuchung der blutigen Unruhen im Süden des Landes ein. Das sagte der US-beauftragte, Robert Blake, nach seinem Treffen mit Otunbajewa in Bischkek. Zugleich hat die Übergangsregierung den Ausnahmezustand in der Stadt Osch um weitere vier Tage verlängert, um neue Gewaltausbrüche zu verhindern.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 20.06.2010
Gezielt provoziert?
Der US-Sondergesandte Robert Blake hat erreicht, dass eine unabhängige internationale Kommission die Untersuchungen über den Hergang der Gewaltexzesse in Osch und Dschalalabad begleiten wird. Nicht nur Menschenrechtler, auch Vertreter der UNO sind sich sicher, dass die blutigen ethnischen Auseinandersetzungen gezielt provoziert worden sind - vermutlich um das Land zu destabilisieren. Die Übergangsregierung beschuldigt kriminelle Netzwerke hinter dem gestürzten Präsidenten Bakijew.
Hunderttausende Flüchtlinge
Wer immer es war - Kirgisen und Usbeken aufeinander zu hetzen und so die ethenische Karte im Machtpoker zu spielen, ist im verarmten Süden Kirgistans ein Leichtes. Schätzungen gehen mittlerweile von bis zu 2.000 Toten und hunderttausenden Flüchtlingen aus. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die im Grenzstreifen zu Usbekistan festsitzen, weil die Grenzen inzwischen geschlossen sind. Diese Flüchtlinge werden erst heimkehren, wenn Vertrauen und Sicherheit wiederhergestellt sind.
Misstrauen gegen Sicherheitskräfte
Noch aber sitzt bei den usbekischen Bewohnern die Angst vor einem Wiederaufflammen tief. In Osch haben sie mit gefällten Bäumen und Lastautos ihre Viertel verbarrikadiert. Sie misstrauen den kirgisischen Sicherheitskräften und warten vergebens auf internationale Hilfe.
Morgenjournal, 21.06.2010
Spendenaufruf
Die Lage in Kirgistan sei dramatisch, schildert der Generalsekretär der vereinten Nationen, Ban Ki Moon. Es gibt zu wenig Nahrung, Wasser und Strom. Als Gründe dafür nennt er unter anderem Plünderungen und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Zuvor hatte er die Geberländer zu Spenden in der Höhe von 71 Millionen Dollar aufgerufen.
Verfahren wegen Mord und Entführung
Unterdessen hat die Übergangsregierung den Ausnahmezustand bis Ende der Woche verlängert. Bis jetzt sind 90 Ermittlungsverfahren wegen Mordes, Brandstiftung und Entführung eröffnet worden. Die ersten 20 verhaften Verhaftungen wurden angekündigt.
Straßensperren entfernt
In der verwüsteten Stadt Osch hat die Armee gestern Abend begonnen, die aus Autowracks, Betonklötzen und Bäumen errichteten Sperren rund um die usbekischen Stadtteile zu entfernen. Laut offiziellen Schätzungen sind bis zu 2.000 Menschen bei den ethnisch motivierten Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.