Unabhängige Untersuchung der Unruhen

Kirgistan erlaubt Beobachter

Die kirgisische Übergangsregierung von Präsidentin Rosa Otunbajewa willigt in eine unabhängige Untersuchung der blutigen Unruhen im Süden des Landes ein. Das sagte der US-beauftragte, Robert Blake, nach seinem Treffen mit Otunbajewa in Bischkek. Zugleich hat die Übergangsregierung den Ausnahmezustand in der Stadt Osch um weitere vier Tage verlängert, um neue Gewaltausbrüche zu verhindern.

Mittagsjournal, 20.06.2010

Gezielt provoziert?

Der US-Sondergesandte Robert Blake hat erreicht, dass eine unabhängige internationale Kommission die Untersuchungen über den Hergang der Gewaltexzesse in Osch und Dschalalabad begleiten wird. Nicht nur Menschenrechtler, auch Vertreter der UNO sind sich sicher, dass die blutigen ethnischen Auseinandersetzungen gezielt provoziert worden sind - vermutlich um das Land zu destabilisieren. Die Übergangsregierung beschuldigt kriminelle Netzwerke hinter dem gestürzten Präsidenten Bakijew.

Hunderttausende Flüchtlinge

Wer immer es war - Kirgisen und Usbeken aufeinander zu hetzen und so die ethenische Karte im Machtpoker zu spielen, ist im verarmten Süden Kirgistans ein Leichtes. Schätzungen gehen mittlerweile von bis zu 2.000 Toten und hunderttausenden Flüchtlingen aus. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die im Grenzstreifen zu Usbekistan festsitzen, weil die Grenzen inzwischen geschlossen sind. Diese Flüchtlinge werden erst heimkehren, wenn Vertrauen und Sicherheit wiederhergestellt sind.

Misstrauen gegen Sicherheitskräfte

Noch aber sitzt bei den usbekischen Bewohnern die Angst vor einem Wiederaufflammen tief. In Osch haben sie mit gefällten Bäumen und Lastautos ihre Viertel verbarrikadiert. Sie misstrauen den kirgisischen Sicherheitskräften und warten vergebens auf internationale Hilfe.

Morgenjournal, 21.06.2010

Spendenaufruf

Die Lage in Kirgistan sei dramatisch, schildert der Generalsekretär der vereinten Nationen, Ban Ki Moon. Es gibt zu wenig Nahrung, Wasser und Strom. Als Gründe dafür nennt er unter anderem Plünderungen und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Zuvor hatte er die Geberländer zu Spenden in der Höhe von 71 Millionen Dollar aufgerufen.

Verfahren wegen Mord und Entführung

Unterdessen hat die Übergangsregierung den Ausnahmezustand bis Ende der Woche verlängert. Bis jetzt sind 90 Ermittlungsverfahren wegen Mordes, Brandstiftung und Entführung eröffnet worden. Die ersten 20 verhaften Verhaftungen wurden angekündigt.

Straßensperren entfernt

In der verwüsteten Stadt Osch hat die Armee gestern Abend begonnen, die aus Autowracks, Betonklötzen und Bäumen errichteten Sperren rund um die usbekischen Stadtteile zu entfernen. Laut offiziellen Schätzungen sind bis zu 2.000 Menschen bei den ethnisch motivierten Auseinandersetzungen ums Leben gekommen.