Arbeitnehmer unter Druck

Fiat: Sparprogramm absegnen oder schließen

Im süditalienischen Fiat-Werk Pomigliano d'Arco müssen derzeit die Arbeitnehmer über ihre Zukunft abstimmen. 5.200 Arbeiter und Arbeiterinnen sollen mittels eines Referendums die Vorschläge des Fiat-Managments absegnen – so wünscht es die Konzernleitung. Anderenfalls droht Fiat mit der Schließung.

Abendjournal, 22.06.2010

Nerven liegen blank

In Pomigliano d´Arco liegen die Nerven blank. Immerhin geht es um die Zukunft einer ohnehin wirtschaftlich schwachen Region. Fünftausend Arbeitsplätze gibt es allein im Fiat-Werk. Rund zehntausend im Bereich der Zulieferung. Jetzt will Fiat-Chef Sergio Marchionne 700 Millionen Euro in Pomigliano investieren.

Die Fiat-Panda-Produktion soll aus Polen nach Italien zurückverlegt werden. Im Gegenzug fordert Marchionne von den Arbeitnehmern aber längere Arbeitszeiten, weniger Pausen, weniger Krankenstände und keine Streiks. Vier der fünf Arbeitnehmerverbände haben bereits zugestimmt. Italiens stärkste Metallgewerkschaft Fiom lehnt die neuen Arbeitsbedingungen aber als unvereinbar mit dem Arbeitsrecht ab.

Konzern erwartet Zustimmung

Seit heute Morgen stimmen die Arbeitnehmer nun mittels Referendum über ihr weiteres Schicksal ab. Viele sind verunsichert: Ich bin seit dreißig Jahren Fabriksarbeiter. So etwas habe ich aber noch nie gesehen, sagt dieser Mann. Und eine Frau meint: Das ist ein ganz schwieriger Moment. Ich riskiere meine Arbeit zu verlieren. Das gilt für alle hier.

Viele haben Angst. Andere haben aber weiterhin Zweifel - ob dieser Friss-Vogel-oder-stirb Politik: Wenn das hier jetzt in Pomigliano klappt, dann ist klar, dass in all den anderen Fiat-Werken das gleiche passieren wird.
Fiat-Chef Marchionne hat bereits zu verstehen gegeben, dass er sich eine klare Zustimmung erwartet. Falls nicht, könnte auch noch ein weiteres Fiat-Werk geschlossen werden. Das Ergebnis des Referendums wird für heute Nacht erwartet.

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